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Der Wald in Österreich ist neben dem Wasser wohl die wertvollste natürliche Ressource. Er ist wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich von zentraler Bedeutung. Allein der Anteil der Fläche von 48 % an der Gesamtfläche Österreichs macht deutlich, welchen Stellenwert der Wald hat. Österreichs Wälder waren schon immer eine wichtige Ressource und haben eine lange Entwicklung hinter sich. In Zukunft werden diese noch mehr an Bedeutung gewinnen, wenn wir gesamtgesellschaftlich auf nachwachsende Rohstoffe und Nachhaltigkeit setzen.

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Wie ist der Wald von heute entstanden?

Wer den Wald mit offenen Augen betritt und wem, insbesondere durch seine stetige Arbeit im Wald, dessen Langlebigkeit offenbart wird, kann die geschichtliche Entwicklung eines Jahrhunderts an der Vielseitigkeit der Waldbilder ablesen. Selbst diese sich offen darbietende Geschichte des Waldes hat Jahrtausende alte Vorläufer und hinter dieser Geschichte stehen Menschen, die mit ihren Lebensformen, mit ihren Handlungen und mit ihren Ideen Einfluss auf den Wald nahmen.

Die späteiszeitlichen Wälder im heutigen Österreich wurden durch mehrere Jahrtausende von Kiefern und Birken beherrscht und glichen zum Teil wohl Waldformen, wie wir sie heute aus dem hohen Norden Europas kennen. Aus ihnen bildete sich über weitere Tausende von Jahren, in jüngster Zeit von uns Menschen mitgeprägt, das uns gegenwärtig vertraute Waldbild heraus.

Vor etwa 5.500 Jahren setzte sich das damalige Waldbild Österreichs primär aus Fichten, Eichen, Tannen und einem untergeordneten Anteil Buchen, ausschließlich in den südöstlichen Ostalpen, zusammen. Das regionale Aufkommen der Buche ist bereits auf die Gewinnung von Ackerland mittels Brandrodung im fruchtbaren Alpenvorland zurückzuführen, da Buchen bei der natürlichen Verjüngung des Waldes gegenüber Eichen dominant sind. Bis zur Neuzeit prägten Buchen neben Fichten und Tannen das Waldbild mehr und mehr, Eichen bestimmten es primär nur noch im östlichen sowie untergeordnet im nördlichen Alpenvorland.

Ab dem 16. Jahrhundert gingen unter dem Einfluss des Menschen in den Alpenländern Tanne und Buche, besonders deutlich auch die Zirbe, zurück. Der Rückgang dieser Baumarten war einerseits bedingt durch die Waldweidewirtschaft und andererseits durch die Kahlschlagwirtschaft, damit man den hohen Energiebedarf der Eisenindustrie und der Salinen und Sudwerke decken konnte. Fichte, Lärche und Kiefer haben dagegen mehr oder weniger stark zugenommen, was über lange Zeit ausschließlich eine indirekte anthropogene Förderung war, da sie sich als Halbschatt- bzw. Lichtbaumarten auf den Kahlschlägen auf natürliche Weise vermehrten.

Das uns in der Gegenwart vertraute Bild des österreichischen Waldes ist in einem hohen Maß durch eine nachhaltige Waldbewirtschaftung geformt und nicht viel mehr als 200 Jahre alt. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kehrte man aufgrund der Verknappung der Holzressourcen von der Kahlschlagwirtschaft ab und ging hin zu naturgemäßeren Waldbewirtschaftungsformen und Kulturmaßnahmen wie Saat und Pflanzung, die in einem großen Ausmaß üblich wurden. Die Fichte rückte auf diese Weise noch mehr in den Vordergrund, die Bestände wurden geschlossener und mit der Abnahme der Almwirtschaft fanden Aufforstungen an den oberen Baumgrenzen statt. Die natürlich bedingte Zunahme der Fichte wurde anthropogen oft noch mehr verstärkt.

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Entwicklung des Waldbesitzes

Der Wald in Österreich gehört nicht wie häufig angenommen dem Staat, sondern befindet sich zu 82 % in Privateigentum. Der Anteil an Privatwald in Österreich ist damit am zweithöchsten in der EU. Nur in Portugal ist der Anteil mit 93 % Privatbesitz höher. Nur 18 % der österreichischenWaldfläche sind öffentliche Wälder. Davon verwalten die Bundesforste 15 %, die dem Staat gehören, die Länder und Gemeinden besitzen 3 %. Eine andere Unterteilung kann in Kleinwälder (< 200 ha) mit einem Waldflächenanteil von 54 %, dem Großwald (> 200 ha) mit einem Flächenanteil von 31 % und den Bundesforsten mit 15 % vorgenommen werden. 99 % der etwa 140.000 österreichischen Familienwaldbetriebe bewirtschaften weniger als 200 Hektar. Insgesamt ist die österreichische Familienwaldbewirtschaftung mit durchschnittlich 9,2 ha pro Betrieb kleinteilig strukturiert.

Das Eigentum am Wald, wie wir es heute vorfinden, ist das Ergebnis der historischen Besiedelung und sich entwickelnden Gesellschaftsstrukturen. Im Mittelalter war das Eigentum folgendermaßen gegliedert: Landesherrlicher Besitz, Herrschaftsbesitz und Eigenbesitz der Bauern – im freien Eigentum oder abhängig von den Grundherren. Im herrschaftlichen Wald hatten Bauern Nutzungsrechte, um den Eigenbedarf ihrer Höfe zu decken (Holz, Weide, Streubezug). Im gemeinschaftlichen Besitz verwalteten Bauern ihre Wälder selbst oder unter Aufsicht der jeweiligen Herrschaft.

Jedes bäuerliche Anwesen wurde bei seiner Errichtung und Rodung der Gründe zur Gewinnung von Ackerland auch mit einem eigenen Waldteil in der Nähe des Hofes ausgestattet. Der Bauer konnte zur Deckung des Gutsbedarfs an Holz und Streu uneingeschränkt und kostenlos verfügen. Oft hatten sie noch ausgedehnte Nutzungsrechte im herrschaftlichen, gemeinschaftlichen oder landesherrlichen Wald. Ausmaß und Umfang der jeweiligen Nutzung, die einem Hof zustanden, richteten sich in der Regel nach seiner Größe. Diese Servitute wurden besonders dort zu einer Notwendigkeit, wo die Weide- und Almflächen relativ gering waren. Außerdem besaßen die Dorfbewohner selbst unterschiedlich große Wälder im Gemeinschaftseigentum, die durch die Mitglieder genutzt wurden. Die Dorfgemeinschaften hatte zusätzlich oft auch noch Nutzungsrechte im herrschaftlichen Wald, insbesondere in Hinblick auf Waldweide und Streunutzung. Der größte Teil dieser alten Gemeinschaftswälder wurde allerdings im Laufe der Jahrhunderte aufgeteilt. Heute befinden sich 10 % des Privatwaldes in gemeinschaftlichem Besitz. Aufgrund des Bevölkerungswachstums kam es im Laufe der Jahrhunderte zur Schwächung des Bauernstandes durch die Aufteilung der Bauerngüter in Halb- und Viertellehen. Die Reformen Maria Theresias und Josefs II brachten schließlich insbesondere durch die Trennung des herrschaftlichen vom bäuerlichen Besitz und durch die Grundentlastung 1848 und 1849 eine Beseitigung des Unterschieds zwischen herrschaftlichen und untertänigen Wäldern. Die Untertanen wurden nun wirklich Eigentümer des Grundes und Träger politischer Rechte.

Die Entwicklung der wirtschaftlichen Bedeutung

Der Wald liefert uns Menschen einen wertvollen Rohstoff: Holz. Nach den ersten Ansiedelungen und mit dem Bevölkerungswachstum wurde es in einem ständig wachsenden Umfang für Holzbauten und Wärme benötigt. Holz prägte unsere Kultur in allen Gebieten und bildete bis ins 19. Jahrhundert für alle Wirtschaftszweige die Grundlage ihres Wachstums.

Der Holzverbrauch der Bevölkerung ist für die vorgeschichtliche wie für die frühgeschichtliche Zeit, besonders aber seit dem Mittelalter, nicht zu gering einzuschätzen. Allein das zum Zweck gewerblicher Holznutzung abgegebene Nutzholz umfasste laut »Taxbüchel des Waldamtes im Wienerwald« von 1671 – 76 verschiedene Sortimente wie Eichenstämme, Tannenholz, Binderholz, Leiterholz, Kohlholz, Kalkholz, Drechslerholz, Tischlerholz, Schindeln usw. In dem »Brenn- und Bauholzaufschlag« Kaiser Leopolds von 1698 werden sogar an die 90 Holzsortimente erwähnt.

Holz hatte bis zu seiner Substitution durch fossile Brennstoffe im Zuge der industriellen Revolution eine absolut dominierende Stellung als fast ausschließliche Wärme-, Kraft- und Energiequelle für das frühkapitalistische Großgewerbe und als Rohstoff für den gewerblichen wie privaten Gebrauch. Vor allem in den Alpenländern war der Bedarf der Montanindustrie ein so großer, dass sogar die schönsten Nutzholzbestände nicht nur an Fichte, sondern auch an Lärche und Zirbe in die Kohlenmeiler oder als Hallholz in die Sudpfannen der Saline wanderten. Für den Abbau und die Weiterverarbeitung von Erzen, vor allem Eisenerz, und Salz war der Wald die Grundlage, das Holz das wichtigste Betriebsmittel.

Der frühkapitalistischen und merkantilistischen Einstellung der Staatsgewalt entsprechend, wurden dabei die Interessen der Montan- und anderer Industriebetriebe in den Vordergrund gestellt. Die Zeit von 1500 bis 1800 ist somit dadurch gekennzeichnet, dass eine weitgehend naturalwirtschaftliche Selbstversorgung der Bauern und Bürger mit Brennholz in eine Periode überging, in der sich die erwerbswirtschaftlichen Tendenzen des Großgewerbes über die hauswirtschaftliche Bedarfsdeckung schoben. Da der Holztransport mühsam und teuer war, kam es zu einer Konzentration der Holznutzung überall dort, wo entsprechende Transporteinrichtungen gebaut werden konnten. Die Folge waren Großkahlschläge. Die daraus resultierenden negativen Auswirkungen mündeten gemeinsam mit dem Ziel, die Holzversorgung für die Industrie sicherzustellen, letztendlich im ersten Forstgesetz 1853.

Heute ist der Wald gemeinsam mit der Holz verarbeitenden Industrie noch immer ein großer Wirtschaftsfaktor für Österreich. Die Holzgewinnung erfolgt auf Basis eines starken Forstgesetzes und einer global wettbewerbsfähigen und exportorientierten Holzindustrie, die sich aufgrund des Holzreichtums Österreichs historisch gut entwickeln konnte. 300.000 Personen beziehen ihr Einkommen teilweise oder auch zur Gänze aus der Wald- und Holzwirtschaft. Jede:r 14. Österreicher:in lebt von der Wertschöpfungskette Holz. Der Produktionswert der überwiegend klein- und mittelstrukturierten und oft familiengeführten Holzindustrie verzeichnete 2019 ein Produktionsvolumen von 8.29 Mrd. €. Rund 95 % des Holzeinschlages werden in Österreich selbst verarbeitet oder für die Energiegewinnung verwendet. Das Exportvolumen betrug 2019 4.43 Mrd. €. Insbesondere werden Nadelschnittholz, Leimholz, Holzwerkstoffe (Platten), Ski und Papierwaren exportiert. Wichtige Exportländer sind Italien und Deutschland, wobei aber grundsätzlich österreichische Holzprodukte in der ganzen Welt gefragt sind.

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Die Aufgaben des Waldes in der Zeit

Nutzfunktion

Seit etwa 200 Jahren wird in Österreich der Wald nachhaltig bewirtschaftet. Jedes Jahr wachsen 30 Mio. m³ Holz nach, von denen 24 Mio. m³ genutzt werden. Die übrigen 4 Mio. m³ vergrößern stetig den Holzvorrat (1.173 Mio. m³). Diese nachhaltige Bewirtschaftung hat sichergestellt, dass auch die nächsten Generationen den Wald nutzen können. Waldwirtschaft schafft Arbeit und sichert Einkommen in ländlichen Regionen. Die Holzindustrie in Österreich erwirtschaftet mit 1,2 Mrd. € den zweitgrößten Handelsbilanzüberschuss nach dem Tourismus.

 

Schutzfunktion

Die hochalpinen und alpinen Regionen Österreichs wären ohne Schutzwald nicht bewohnbar. Er sichert unseren Lebensraum und ist für unser Land das wichtigste Schutzsystem vor den Kräften der Natur. So schützt der Wald vor Hochwasser und Muren, Lawinen und Steinschlag, Hangrutschungen und Erosionen. Richtige Pflege und rechtzeitige Verjüngung sind aber Voraussetzung für die Aufrechterhaltung dieses Schutzschildes.

 

Wohlfahrtsfunktion

Die wichtige Schlüsselfunktion des Waldes für das Klima, seine Wirkung auf die Reinigung und Erneuerung der Luft, der Schutz durch breite Waldgürtel vor Lärm, Wind und Einsicht verbessert unser Lebensumfeld. Die hohe Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens und die damit verbundene langsame Wasserabgabe schützt vor Hochwässern. Seine Filterwirkung sichert unsere Versorgung mit reinem Trinkwasser.

 

Erholungsfunktion

Der Wald ist Abenteuer für Kinder, Herausforderung für Bergläufer und Mountainbiker, Entspannung für Spaziergänger und Wanderer. Einheimische und Gäste lassen im Wald gerne die Seele baumeln. Seltene Bäume und Sträucher am Waldrand und im Waldesinneren sind Blickfang und Erholung für das Auge. Naturnahe Erholungseinrichtungen im Wald ergänzen den reichhaltigen Erholungs- und Erlebnisraum Wald.

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Die Entwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen

Bereits im Mittelalter wurde die Verteilung von Wald und Weideflächen in Waldgebieten sowie die Bewirtschaftung des Waldes verantwortungsbewusst geplant. Da der Wald viel Zeit zum Heranwachsen benötigt, war eine Bestandsaufnahme der Wälder eine wichtige Voraussetzung für eine langfristige Planung. Sie bildete für eine lange Zeit die Grundlage für alle weiteren gesetzlichen Maßnahmen. In späteren Jahrhunderten gingen daraus die Forsteinrichtungen und die heutigen Großrauminventuren hervor. Die Anfänge einer systematischen Pflege des Waldes lassen sich bereits in den kaiserlichen Forsten verfolgen.

Das österreichische Alpenland erlebte vom 16. bis 19. Jahrhundert eine Art »vorindustrielle Umwandlungs- und Übernutzungsphase«. Der hohe Energiebedarf der Eisenindustrie und der Salinen und Sudwerke führte im Laufe der Neuzeit zu ausgedehnten Kahlschlägen. Anfang des 19. Jahrhunderts kam es zu einer spürbaren Holzverknappung, die Anlass gab, sich Sorgen um die Erhaltung des Waldes und seiner Erträge zu machen. Sie gab damit den entscheidenden Anstoß, an einen Ausgleich innerhalb der Nutzungsinteressen zwischen der Montanindustrie und der örtlichen Bevölkerung zu denken. Damit begann der Wandel von der Ausbeutung des Waldes hin zu einer geregelten Forstbewirtschaftung mit der Ordnung der Nutzung und Verantwortung für einen nachhaltigen Nachwuchs der Wälder. Das wichtigste Kriterium aller gesetzlichen Nutzungsregelungen war die Sicherung der Holzversorgung, die nur durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder möglich war. Um die Waldfläche Österreichs in ihrem vollen Umfang zu erhalten und eine nachhaltige Versorgung mit Holz sicherzustellen, stellte man die Bewirtschaftung der Wälder mit dem erstmal im ganzen Land gültigen Reichsforstgesetz von 1853 auf eine völlig neue Grundlage.

Nach katastrophalen Hochwässern und Murenabgängen nach Starkregen erkannte man die ökologischen Abhängigkeiten zwischen Bewaldung, Art der Bewirtschaftung und Wasserabfluss. Die Aufgabe des Schutzwaldes wurde 1884 mit einem Gesetz festgeschrieben, das die Grundlage zur Aufforstungs- und Nutzungsvorschreibungen sowie Bodenbefestigungen schuf. Daraus folgten bis in die 1920er-Jahre weitere gesetzliche Maßnahmen auf Länderebene, welche die Erhaltung der Wälder u. a. durch die Anmeldepflicht von Kahlschlägen und die Feststellung von Schutzzonen, sicherstellen sollten. In den meisten Landesgesetzgebungen wurde in den 1920er-Jahren auch die Wegefreiheit im Bergland behandelt und diese grundsätzlich mit Ausnahme von befristeten Sperrgebieten für touristische Zwecke genehmigt.

Das Forstgesetz vom 3. Juli 1975, novelliert 2002, schreibt die Erhaltung der Nachhaltigkeit der vielfachen Wirkungen des Waldes (Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungswirkung) für die Gegenwart und Zukunft fest. Die Forstgesetznovelle 2002 hat auch den massiv weiter entwickelten Nachhaltigkeitsbegriff des paneuropäischen Forstministerprozesses (Forest Europe) übernommen und berücksichtigt u. a. den Erhalt der genetischen Vielfalt innerhalb der Baumarten.

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Wichtige Ereignisse, die den Wald geprägt haben

Industrialisierung

In der Zeit der frühen Industrialisierung kam es zu Belastungen in der Atmosphäre, die bereits als Rauchschäden erklärt und benannt wurden. Rauchschäden waren an Nadelbäumen in der Umgebung von Industriebetrieben festzustellen. Die Schadwirkungen waren lokal begrenzt und der Zusammenhang zwischen dem Verursacher und der Waldverwüstung war klar ersichtlich. Als wichtigste Luftschadstoffe wurden Schwefeldioxid, Fluorwasserstoff  und Schwermetallstäube erkannt. Die zunehmende Industrialisierung und das Bestreben, die Nahwirkung der Emissionen durch den Bau von höheren Schornsteinen zu reduzieren, führten vor allem seit Mitte der 1960er Jahre zu überregionalen Schäden. Durch die „Politik der hohen Schornsteine“ wurden die Schadstoffe mit dem Wind in weit entlegene Gebiete verfrachtet. Die geschädigte Waldfläche stieg damit dramatisch an.

 

Weltkriege

Während des 1. und 2. Weltkriegs dienten die Wälder nicht nur als Versteck oder Zufluchtsort, sondern es wurden oft im Gefecht ganze Waldgebiete vernichtet. Flugzeuge wurden über den Wäldern abgeschossen und bis heute werden in manchen Regionen Metalldetektoren beim Fällen von Bäumen verwendet, da durch den Kugelhagel noch immer Granatsplitter und Projektile in den Stämmen zu finden sind. Vor allem nach dem 2. Weltkrieg benötigte man zum Wiederaufbau schnell viel Holz, was zu Kahlschlägen und einer Wiederaufforstung mit schnell wachsenden und zur Weiterverarbeitung gefragten Fichten führte.

 

Waldsterben

Das Waldsterben war in den 1980er und 1990er Jahren eines der bedeutendsten Umweltthemen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Man teilte die Besorgnis, dass der Waldbestand in Gefahr sei und die Wälder in naher Zukunft großflächig vom Absterben bedroht seien. Als Ursache stand saurer Regen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die Ende der 1970er-Jahre intensivierte Nutzung der vorhandenen Braunkohlevorkommen in der BRD und in der ehemaligen DDR und Tschechoslowakei in Verbindung mit einer unzureichenden Umwelttechnik führten zu Belastungen in der Atmosphäre. Durch die Verteilung der Schadstoffemissionen durch den Wind wurde saurer Regen in weit entfernten Regionen verursacht. Infolgedessen wurden politische Maßnahmen ergriffen, die eine deutliche Verringerung der Emissionen bewirkten, wie z. B. die Abschaltung vieler ostdeutscher Braunkohlekraftwerke nach der Wiedervereinigung und dem Verbot der Beimischung von Blei im Benzin.

Aufgrund der generellen Verbesserung der Luftqualität in Österreich und in anderen Regionen Europas innerhalb der letzten 20 Jahres hat das öffentliche Interesse an diesem Thema abgenommen. Es bestehen dennoch weiterhin hohe Risiken, weil der Ausstoß von einzelnen wichtigen Schadstoffen gestiegen ist und sich die Zusammensetzung der Luft und damit die Bedeutung der einzelnen Komponenten verändert hat. Infolge der stetigen Zunahme des Verkehrs nehmen insbesondere die Stickoxidbelastungen weiter zu. Diese regionalen, aber auch großflächigen Belastungen des Waldes mit Luftschadstoffen erhalten vor dem Hintergrund der Klimakrise eine weitere problematische Bedeutung.

Klimawandel

Durch die globale Erderwärmung häufen sich Dürrephasen, Hitzewellen und Monate und Saisonen nie dagewesener Wärme, auch in kühleren Jahreszeiten, mitsamt warmen und niederschlagsarmen Wintern. Durch diese Veränderung des regionalen Klimas und dem Trockenstress kommt es zu großflächigen Schäden durch Extremwetterereignisse und einer Begünstigung von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer. Darüber hinaus führt dieser Klimastress zu einer Intensivierung von Symptomen an einzelnen Hauptbaumarten wie Eichen, Buchen, Kiefern, Tannen sowie der raschen Ausbreitung von invasiven Arten wie dem Götterbaum oder dem aus Asien eingeschleppten „Kleinen Stängelbecherchen“, welches das großflächige Eschentriebsterben verursacht.

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Die Herausforderungen der Zukunft

Von 2010 – 19 betrugen die globalen fossilen Kohlenstoffemissionen 9.4 GtC/y. Die Emissionen aus Landnutzungsänderungen beliefen sich auf 1.6 GtC/y. In Summe ergeben sich daraus 11 GtC/y. Davon nehmen die Landökosysteme 3.4 GtC/y auf, das sind grob 30 %. Die Ozeane nehmen 2.5 GtC/y auf und der Rest (5.1 GtC/y) verbleibt in der Atmosphäre und führt dazu, dass die CO2-Konzentration jedes Jahr ansteigt. Die globalen Wälder nehmen etwa 25 % der fossilen Kohlenstoffemissionen auf. Der Wald soll in Zukunft vermehrt als Kohlenstoffsenke wirken und möglichst viel Biomasse als Energie- und Rohstoffquelle bereitstellen, um fossile Rohstoffe zu ersetzen. Die größte Herausforderung ist dabei, die Senkenwirkung unserer Wälder langfristig zu erhalten, damit sie nicht selbst eine CO2-Quelle werden. Jährlich werden schon heute durch die Verwendung von Holz als Rohstoff in Österreich 12,5 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Gases CO2 vermieden. Mit einer nachhaltigen und klimafitten Waldbewirtschaftung und Holznutzung senken wir weitere Treibhausgasemissionen, da weniger fossile Rohstoffe wie Erdöl, Kohle und Erdgas und mit hohem fossilen Einsatz erzeugte Produkte eingesetzt werden. Dazu ist die wichtigste Aufgabe heute und in Zukunft der Umbau des Waldes in Richtung artenreicherer und somit stressresistenterer Bestände. Darüber hinaus müssen Schadstoffe in der Luft weiter reduziert werden, um die Risiken und Belastungen unserer Wälder weiterhin zu vermindern.

Schauen sie beim Kauf von Holzprodukten auf das Siegel mit den zwei Bäumen.

Wir können mit einem bewusst nachhaltigen Konsum zum Erhalt nachhaltiger Wälder beitragen. Mehr als 3/4 der österreichischen Wälder werden nach strengen PEFC-Standards bewirtschaftet. PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) garantiert als Zertifizierungsorganisation für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holzverarbeitung, dass Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungskette Holz, (d. h. vom Wald bis zum endgefertigten Holzprodukt) aus aktiv, nachhaltig und klimafit bewirtschafteten Wäldern stammen.

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