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Wald in Gefahr – Bedrohungen für den Wald in Österreich

Der Wald in Österreich ist existenziell durch die Klimakrise bedroht

Die Klimakrise und aus ihr folgende Faktoren bedrohen den österreichischen Wald. Sie ist eine reale Gefahr, die uns alle betrifft. Vielen Menschen ist aber noch nicht bewusst, wie tiefgreifend die Auswirkungen und der Verlust von Wald in Österreich sein werden, wenn wir nicht entschlossen für den Wald eintreten.

Durch die Klimakrise kommt es zu häufigeren und stärkeren Extremwetterereignissen und großenteils großflächigen Schäden im Wald. Trockenheit, Hitzeperioden und allgemein höhere Temperaturen schwächen die Widerstandskraft der Bäume gegenüber Schädlingen und Krankheiten und begünstigen zudem eine Massenvermehrung von Schädlingen. Aber auch Waldbrände werden durch die Änderung des Klima gefördert und steigen in Zahl und Größenordnung stetig an.

Anders als in Österreich mit seiner langen Tradition der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ist vielerorts in der Welt der Mensch durch Flächenverbrauch und Raubbau die größte Gefahr für den Wald.

Gegen diese Bedrohungen und Gefahren, die den Wald gefährden, kämpfen Fachleute, Wissenschaft und Waldbesitzer:innen seit vielen Jahren in Österreich an und versuchen auch, den Gedanken der Nachhaltigkeit und das erworbene Wissen und viele Generationen Erfahrung mit nachhaltiger Waldwirtschaft überall in der Welt zu verbreiten.

Gefahr für Waldwirkung und Klimaschutz

Durch die gravierenden Änderungen, welche die Klimakrise mit sich bringt, besteht die Gefahr, dass der Wald  seine wesentlichen Funktionen (oder Wald – Wirkungen) wie die ökonomische Wirkung die Schutzwirkung, die Erholungswirkung und die der Wohlfahrt nicht mehr erfüllen kann.

Dabei hat der Wald eine besondere Rolle für den Klimaschutz. Einerseits ist der Wald durch die Klimakrise existentiell bedroht, aber der Wald und eine nachhaltige Waldwirtschaft stellen eine große Chance für den Klimaschutz dar und können einen wesentlichen Beitrag zur klimaneutralen Gesellschaft leisten.

Durch die Klimakrise ist nicht nur der Wald in seinem Bestand und sein positiver und ausgleichender Einfluss auf das Klima gefährdet, sondern auch die Holznutzung, die eine klimaneutrale Alternative für fossile Rohstoffe, Material und Energieträger darstellt. Dem Wald kommt daher im Klimaschutz eine ganz besondere Rolle zu.

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Extreme Wetterereignisse

Häufigkeit aber auch Heftigkeit von extremen Wetterereignissen nehmen in den letzten Jahrzehnten durch die Klimakrise deutlich zu. Die Entwicklung scheint sich in den letzten Jahren sogar noch zu beschleunigen und bedingt immer größere Schäden für den Wald.

Dabei sind aber nicht nur Sturm und Wind (Windwurf), Gewitter und Blitzschlag sowie Hagel und Starkregen gemeint, die ganze Wälder und Landstriche in Minuten verwüsten können. Es zählen auch langsam aber umso tiefgreifender einwirkende Ereignisse wie lange Hitzeperioden oder anhaltende Trockenheit zu dieser Kategorie.

Weniger bekannt ist, dass auch extremer Schneefall vor allem mit Wärmeeinbrüchen und Eisregen eine enorme Gefahr für den Wald darstellen und ganze Waldabschnitte wie in den letzten Jahren in Kärnten und Osttirol zerstören können.

Aber keine Region in Österreich ist vor diesen Gefahren gefeit und so wird durch größere Durchmischung der Baumarten und robusten Bewirtschaftungsformen wie dem Plenterwald versucht dieser Entwicklung entgegenzuwirken und und die Auswirkungen zu mindern.

 

 

Der direkte Einfluss der Klimaänderung

Die durchschnittliche Temperatur auf der Erde soll durch Klimaschutzmaßnahmen auf  2° C eingeschränkt werden. Für dieses ambitionierte Ziel ist eine tiefgreifende Umstellung der Wirtschaft und des Konsums erforderlich und dennoch gibt es große Zweifel, ob dies gelingen wird. Aktuelle Prognosen gehen weit über diesen Wert hinaus.

Aber bereits 2° C Temperaturerhöhung innerhalb von wenigen Jahrzehnten bedeuten für die Vegetation und im Speziellen für den Wald eine extreme Belastung. Die alpinen Klimazonen verschieben sich und die Zusammensetzung der Wälder wird sich in den nächsten 30 Jahren radikal verändern. Es wird befürchtet, dass manche Baumarten und Baumarten in ganzen Regionen verschwinden werden, wenn nicht gezielt Maßnahmen gesetzt werden. Der Mensch kann nur das Nachbesetzen hitzerobusterer Sorten und Arten und durch größere Durchmischung gegensteuern. Aber die Möglichkeiten sind begrenzt und geht die Klimaerwärmung deutlich über die 2° C hinaus, werden die Auswirkungen auf den Wald enorm sein und der Verlust von Waldfläche bedeutet wiederum ein Befeuern der Klimakrise.

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Schädlinge und Krankheiten

Ist das Gleichgewicht der Natur gestört und treten die Schädlinge in Massen auf, stellen sie eine echte Gefahr für den Wald dar. Dabei sind viele Schädlinge auf bestimmte Baumarten oder sogar Lebens- bzw. Wachstumsphase spezialisiert oder favorisieren zumindest bestimmte Baumarten.

Die sich schnell ändernden Klimabedingungen schwächen die Bäume und deren Widerstandkraft gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Höhere Temperaturen und Trockenheit begünstigen zudem die Massenvermehrung von Schädlingen, allen voran dem Borkenkäfern wie dem Kupferstecher und dem Buchdrucker aber auch der Meniermotte, des Lerchenspinners und nicht zuletzt dem Eichenprozessionsspinner. Letzterer ist auch für die menschliche Gesundheit eine Gefahr und er macht den Wald aber auch einzelne Eichen zu einem Sperrgebiet.

Auch Krankheitserreger, wie ganz aktuell ein Pilz als Verursacher für das Eschensterben, können eine echte Gefahr für den Wald, in diesem Fall für die Esche, darstellen. Auch Krankheiten werden mit der Belastung durch die Klimakrise und von Umwelteinflüssen potentiell gefährlicher und zeigen uns indirekt, wie gefährdet und gestresst der Baumbestand ist.

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Sonderfall Borkenkäfer

In den letzten Jahren hat sich – begünstigt durch die Klimakrise – der Borkenkäfer besonders stark vermehrt. Extreme Wetterverhältnisse, steigende Temperaturen und andauernde Trockenperioden fördern die Vermehrung dieses Schädlingsinsekts und so ist es in den letzten Sommern immer wieder zu einem massiven Borkenkäferbefall in Österreichs Wäldern gekommen. Dabei haben die zwei meistbekannten Borkenkäfer der Kupferstecher und der Buchdrucker besonders Fichtenwälder großflächig zum Absterben gebracht.

Durch die Klimakrise ist der kleine Borkenkäfer zu einer großen Gefahr für den Wald geworden, weil die Widerstandkraft der Bäume geschwächt ist. Zudem sorgen immer häufigere Extremwetterereignisse für viel Schadholz im Wald und damit ideale Brutbedingungen für den Bokenkäfer. Gleich mehre Generationen an Brokenkäfer in einem Jahr sind möglich und die dadurch entstehenden Schäden sind nicht selten Totalverluste ganzer Wälder. Weitere Infos zum Borkenkäfer und seiner Sonderstellung.

 

Feuer im Wald – Waldbrandgefahr

Anhaltende Trockenheit, wie wir sie auch hier in Österreich immer häufiger beobachten können, schwächt nicht nur den Wald, sondern sie begünstigt auch die Waldbrandgefahr.

Natürlich ausgelöst durch Blitzschlag, oder auch leider immer häufiger durch den Menschen, zerstören Waldbrände große Waldgebiete. Zwar ist die Situation in Österreich noch nicht jener der Mittlemeranrainerstaaten vergleichbar, aber auch hierulande werden die Waldbrände immer häufiger und auch tendenziell größer.

Ein großes Problem ist Gebirgigkeit und schlechte Zugänglichkeit großer Teile des Waldes, die das Bekämpfen von Waldbränden sehr erschwert.

Darum erhält die Prävention und Bewusstseinsbildung immer höheren Stellenwert. Der Wald wurde in den letzten Jahren immer attraktiver für immer breitere Bevölkerungsschichten. Vielen Menschen ist nicht bewusst, was eine achtlos weggeworfene Zigarette auslösen kann und was offenes Feuer im Wald bedeutet. Viele Initiativen, unter anderem auch die waldgeschichten.com, wollen den sorgsamen Umgang und Nutzung des Waldes fördern. Denn am besten ist es wohl, wenn Waldbände erst gar nicht entstehen.

Wichtiger Tipp: Achten Sie auf Warnhinweise und  Infoschilder im Wald! Weitere Informationen zum Thema Waldbrand. 

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Der Mensch als Gefahr für den Wald

Land- und Flächenverbrauch

Der Wald genießt durch das Fortgesetz zum Glück in Österreich in seinem Bestand aber auch hinsichtlich seiner Nutzung einen sehr hohen Schutz. So kann Wald nur unter ganz bestimmten Bedingungen umgewidmet werden. Daher ist der Flächenverbrauch in Österreich nicht die größte Gefahr für den Wald. Dennoch muss auch hier mit Weitblick und Sorgfalt darauf geachtet werden, dass der stetig wachsende Nutzungs- und Verbauungsdruck auf Frei- und Waldflächen wieder geringer wird. In Österreich sind wir in der glücklichen Lage, dass die Waldfläche sogar zunimmt.  Die Politik aber auch die Planung ist hier gefordert, bereits bebaute Flächen besser und vielfältiger zu nutzen, statt neue Fläche für immer zu verbrauchen. 

 

Raubbau und Waldvernichtung

Ganz im Gegensatz zur nachhaltigen Waldwirtschaft in Österreich ist international gesehen der Mensch als direkte Bedrohung die größte Gefahr für den Wald. Dabei kommt dem Wald vor allem international sehr hohe strategische Bedeutung zu. Die großflächige Vernichtung der Regenwälder gilt als einer der großen treibenden Faktoren für die Klimakrise. Der Verlust der Waldfläche führt zu massiven Änderungen des Klimas und des Wasserhaushaltes bis hin zu globalen Auswirkungen. Zudem werden durch Brandrodung ungeheure Menge an CO2 in die Atmosphäre eingebracht und gleichzeitig weniger durch den Wald wieder aufgenommen. Dabei ist nicht die Holznutzung das grundlegende Problem, sondern deren zerstörerischer Charakter und fehlender Nachhaltigkeit.

 

Umweltverschmutzung

Historisch gesehen war auch die Umweltverschmutzung, allen voran der „saure Regen“, eine große Bedrohung für den Wald und hat große Waldflächen zerstört. Noch heute sind die massiven Auswirkungen in manchen europäischen Regionen sichtbar. Durch Umweltschutzmaßnahmen konnte zumindest in Europa dieses Problem vermindert werden. Hohe Konzentrationen an schädlichen Gasen und Feinstaub stellen aber wie die Klimaerwärmung einen zusätzlichen Stressfaktor dar, der auch die Widerstandkraft des Waldes schwächt.

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Wie können wir die Gefahren bannen oder zumindest mindern?

Klimaschutz

Alle Gefahren für den Wald werden durch die Klimakrise verstärkt. Um den Wald in seiner Substanz und Wirkungen zu erhalten, müssen alle Anstregungen unternommen werden, um das Klima zu schützen und den Temperaturanstieg einzugrenzen.

Wir sind dabei gute beraten, besonderes Augenmerk auf den Wald zu haben, da der Wald und die Holznutzung selbst wichtige Faktoren für den Klimaschutz sind und noch weiter an Bedeutung gewinnen können.

Der Wald ist daher nicht nur von der Klimakrise bedroht. Er ist auch, wie die Nutzung des Holzes, eine wirksame Maßnahme gegen die Klimakrise und ein wichtiger Baustein für eine klimaneutrale Gesellschaft. Österreich hat hier durch den hohen Anteil an Wald und die lange Tradition der nachhaltigen Bewirtschaftung besondere Voraussetzungen, die es als Chance für die Zukunft zu nutzen gilt.

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Schaffung robuster, vielfältiger, klimafitter Wälder

Aber allein der Klimaschutz wird nicht ausreichen, das ist bereits heute vollkommen klar. Denn sogar wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt und die Temperaturen nur um durchschnitttlich 2° C steigen, hat dies weitreichende Auswirungen auf die Vegetaion und den Wald.

Die Wälder müssen klimafitt gemacht werden. Die Geschwindigkeit der Klimaveränderung, allem voran die Temperaturerhöhung, stresst die Bäume und mindert auch ihre Widerstandskraft gegenüber Schädlingen und Krankheiten und ist viel zu hoch, als dass sich die Vegetation langsam auf natürlichem Wege an die geänderten Bedingungen anpassen kann. Der Wald kann durch geeignete Maßnahmen durch den Menschen unterstützt werden.

In Österreich werden daher bereits seit vielen Jahren und mit stark steigender Tendenz die Wälder umgeformt und klimafitt gemacht. Dies geschieht einerseits durch größere Durchmischung der Baumarten, robustere und temperaturresistente Sorten und Arten und durch Bewirtschaftungsformen, die zu robusteren arten- und strukturreichen Wäldern führen. Trotz dieses großen Engagements der Waldbesitzer:innen mit dem Ziel, den Wad auch für künftige Generationen zu erhalten, bleibt aber abzuwarten, wie sich die Klimakrise in Österreich auf den Wald auswirken wird.

Der Mensch kann dem Wald helfen, aber es ist ein Wettlauf mit der Zeit

Dieser Weg wurde bereits vor langer Zeit begonnen, viel früher als das Thema Klimakrise in der Gesellschaft angekommen war. Denn die Menschen, die mit dem Wald arbeiten, haben sehr viel früher die Anzeichen der Veränderung bemerkt und darauf reagiert. Aber es ist ein Wettlauf mit der Zeit, da sich die Zeiträume hier nicht am Menschen und seinen Befindlichkeiten noch an der Dynamik der Klimakrise orientieren, sondern allein am natürlichen Rhythmus der Bäume. Umso mehr Weitblick ist notwendig und desto besser muss geplant werden, weil die Wirkung der Maßnahmen sich erst in Jahren oder Jahrzehnten entfalten. Aber die Wälder allein zu unterstützen, wird nicht reichen, Klimaschutz muss ein gesamtgesellschaftliches Ziel werden. Wir müssen aus der erdölbasierten Wirtschaft aussteigen und die nachwachsenden Rohstoffe verstärkt nutzen. Nur so kann diese große, mit hoher Wahrscheinlichkeit jemals größte Herausforderung bewältigt werden und der Wald in Österreich und damit unsere Lebensqualität und Sicherheit bewahrt werden.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung als Vorbild für eine klimaneutrale Gesellschaft von morgen?

Dabei kann auch die besondere Art der Bewirtschaftung des Waldes, die auf Nachhaltigkeit und intergeneratives Handeln basiert und nicht nur auf rein ökonomischen Kriterien geschieht (Waldwirkungen) eine Blaupause für viele weitere wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereiche dienen. Die viele Generationen währende Waldbewirtschaftung  in Österreich zeigt, dass und wie nachhaltige Wirtschaftsformen funktionieren, wenn geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden.

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