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Waldschädling Borkenkäfer
Gefahr für den Wald

Kleiner Käfer mit großem Gefahrenpotenzial

Der Wald ist zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Allen voran der Klimakrise samt ihrer Auswirkungen wie vermehrte Stürme, längere Trockenperioden und erhöhte Brandgefahr. Durch die Klimakrise werden Wälder auch anfälliger für Schädlinge. Zu den wohl bekanntesten Waldschädlingen zählt der Borkenkäfer. Er gefährdet Österreichs Wald und Forstwirtschaft und hält Waldbesitzer:innen in Atem.

In den letzten Jahren haben sich die Borkenkäfer besonders stark vermehrt. Nur ein einziges Borkenkäferweibchen kann bis zu 100.000 Nachkommen haben. Extreme Wetterverhältnisse, steigende Temperaturen und andauernde Trockenperioden wirken für die Vermehrung dieses Schädlingsinsekts begünstigend und so ist es in den letzten Sommern immer wieder zu einem massiven Borkenkäferbefall in Österreichs Wäldern gekommen. Dabei haben die zwei meistbekannten Borkenkäfer auch Fichtenwälder großflächig zum Absterben gebracht.

Durch die Klimakrise ist der kleine Borkenkäfer zu einer großen Gefahr für den Wald geworden.

Wussten sie, dass die Klimakrise die Massenvermehrung des Borkenkäfers begünstigt? Warum das so ist, wie sie einen befallenen Baum erkennen können und viel Wissenswertes zu diesem nur wenige Millimeter großen Käfer erfahren sie in diesem Artikel.

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Was sind Borkenkäfer?

Borkenkäfer sind meist braun oder schwarz gefärbte rund 2 bis 8 mm große Insekten, die sich durch die Rinde von Bäumen bohren und dort Brutgänge für ihre Nachkommen anlegen. Unterschieden wird dabei zwischen holzbrütenden Borkenkäfern, deren Gänge ins Holz vordringen, und rindenbrütenden Borkenkäfern, die ihre Brutgänge unter der Rinde anfertigen.

Borkenkäfer und ihre Brut – die Larven – zerstören mit ihrem Fraß das für den Baum lebensnotwendige Bastgewebe. Dieser Bast ist eine lebensnotwendige Leitungsbahn für in Wasser gelöste Nährstoffe innerhalb der Bäume. Wird dieses Gewebe stark beschädigt, sind die Bäume nicht mehr lebensfähig. Wird ein Baum von Borkenkäfern besiedelt, stirbt dieser binnen kürzester Zeit ab.

Welche sind die häufigsten Borkenkäferarten?

Auf Kiefern, Lärchen, Tannen und einigen Laubbaumarten gibt es Borkenkäferarten, die schwere Schäden verursachen. Zu den wichtigsten und gefährlichsten Borkenkäferarten zählen jedoch die Fichtenborkenkäfer „Buchdrucker (Ips typographus)“ und „Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)“.

Beide Namen leiten sich von den charakteristischen Fraßbildern der Larven ab. Das Brutbild des Buchdruckers ähnelt einem aufgeschlagenem Buch und das Brutbild des Kupferstechers ähnelt entfernt einem Kupferstich.

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Der Buchdrucker (Ips typographus)

Der Buchdrucker oder auch Großer Achtzähniger Fichtenborkenkäfer ist der bedeutendste und gefährlichste Forstschädling. Da er seine Brutsysteme in der Rinde der Wirtsbäume anlegt, wird er den Rindenbrütern zugerechnet. Er befällt den Stammbereich in mittelalten bis alten Fichtenbeständen (ab 50 – 60 Jahren).

Die Überwinterung des Buchdruckers erfolgt im Käferstadium, das an tiefe Wintertemperaturen angepasst ist. Die erwachsenen Käfer fliegen nach der Überwinterung in der Rinde im April – Mai. Die Nachkommen je nach Witterung im Juni – Juli und in höheren Lagen im August. Sind die Temperaturen hoch genug, der Sommer warm und trocken, kann sich sogar noch eine dritte Generation im Jahr entwickeln, die dann im August – September fliegt. Viele weibliche Käfer verlassen nach der ersten Eiablage das Brutsystem, um sich einen neuen Wirtsbaum zu suchen und dort eine weitere Brut, die Geschwisterbrut, anzulegen.

Das Schadbild der Buchdrucker sind runde, ca. 3 mm große Einbohrlöcher, aus welchen braunes Bohrmehl ausgestoßen wird. Wird die Rinde abgehoben sind ein- bis max. 3-armige (= Stimmgabel), längsgerichtete Muttergänge und davon rechtwinkelig ausgehende Larvengänge sichtbar.

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Der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)

Der Kupferstecher oder Sechszähniger Fichtenborkenkäfer gehört zum Ökosystem der europäischen Nadelwälder und ist weit verbreitet. Wie der Buchdrucker wird auch er den Rindenbrütern zugerechnet und es können alle Stadien des Käfers im Brutbild in der Rinde überwintern.

Der Kupferstecher bevorzugt dünnborkige Stammteile im Kronenbereich älterer Fichten sowie Fichten im Stangenholzalter. Schon dünne Äste und Kronenmaterial ab 3 cm Durchmesser können bruttaugliches Material für ihn sein. Bei hoher Populationsdichte werden auch frisch gesetzte Jungfichten befallen und abgetötet. Der Kupferstecher fliegt meist später als der Buchdrucker und bildet maximal zwei volle Generationen pro Jahr.

Das Schadbild der Kupferstecher sind sehr kleine Einbohrlöcher im dünnrindigen Stammbereich oder in Ästen von älteren Fichten. Unter der Rinde findet sich ein 3- bis 6-armiger Sterngang.

Wie erkennt man einen Borkenkäferbefall?

Borkenkäfer und Larven fressen sich zwischen Borke und Splintholz durch den sogenannten Bast und durchtrennen dabei die Leitungsbahnen. Diese Leitungsbahnen versorgen die Baumwurzeln mit lebensnotwendiger Nahrung, die zuvor in den Nadeln des Baumes gebildet wurde.

Ist ein Baum stark vom Borkenkäfer befallen, wird auch der Wassertransport in die Baumkrone gestört und der Baum stirbt ab. Um zu erkennen, ob ein Borkenkäferbefall besteht, gibt es unterschiedliche Erkennungsmerkmale, die in drei verschiedene Borkenkäferbefall Stadien eingeteilt werden.

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Erkennungsmerkmale für den Befall von Borkenkäfern

Borkenkäferbefall Stadium 1
Der Käfer bohrt sich in den Stamm ein und es entstehen

  • braune Bohrmehlansammlungen auf Rinde, Stammfuß und umliegender Vegetation
  • kreisrunde ca. 2 mm große Einbohrlöcher in der Rinde

Borkenkäferbefall Stadium 2
Etwa zwei bis drei Wochen nach dem Einbohren wird die Brut angelegt, was zu erkennen ist an

  • dem Bohrmehlauswurf (solange das Weibchen die Brutgänge anlegt, wird Bohrmehl ausgeworfen)
  • einem frischen Harzaustritt aus den Einbohrlöchern
  • Spuren von Spechttätigkeit am Stamm („Spechtspiegel“)
  • vergilbten Nadeln am Baum, abgefallenen grüne Nadeln am Boden

Borkenkäferbefall Stadium 3
Der Baum ist verlassen und abgestorben, was erkennbar ist an

  • einer stark verfärbten (Rot-Braunfärbung) bzw. entnadelten Krone und abgefallenen Rindenteilen. Zu diesem Zeitpunkt haben die Käfer den Baum bereits verlassen und Nachbarbäume besiedelt.
  • einer grünen Krone bei bereits abgefallener Rinde. Im Herbst kann der Fall eintreten, dass die Krone grün bleibt, obwohl die Käfer bereits ausgeflogen sind und die Rinde bereits abgefallen ist. Diese Bäume verfärben sich erst im nächsten Frühjahr.

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Wie kommt es zu einer Borkenkäfer Massenvermehrung?

Borkenkäfer sind fester Bestandteil jedes Waldes, denn er besiedelt gerne stark geschwächte oder frisch abgestorbene Bäume. Dennoch kommt es in den letzten Jahren zu regelrechten Borkenkäferplagen und enormen Schäden an Bäumen und Wäldern gesamt.

Auslöser für Massenvermehrungen von Borkenkäfern sind in den meisten Fällen Naturereignisse. Das vermehrte Vorkommen von Stürmen oder ausgeprägten Hitze- und Trockenperioden führt dazu, dass immer mehr Bäume entwurzeln und so eine ideale Brutstätte bieten.

Auch die trockene und heiße Witterung trägt dazu bei, dass die Bäume besonders gestresst sind und der Borkenkäfer ideale Entwicklungsbedingungen vorfindet. Das trockene Klima schwächt die Bäume so stark, dass diese nicht genügend Harz produzieren und sich somit auch nicht gegen das Einbohren der Käfer in die Rinde schützen können. Auch die klimatisch bedingten Stressblüten schwächt die Bäume stark und begünstigt einen Borkenkäferbefall.

Die Klimakrise macht den Borkenkäfer zu einer echten Gefahr für den Wald

Die Klimakrise bedeutet, dass Extremwitterungen immer häufiger und stärker werden. Die daraus resultierenden höheren Temperaturen, Extremhitze und lange Trockenperionden schwächen die Widerstandskraft der Bäume. Die Klimakrise sorgt damit für ideale Bedingungen für Borkenkäfer und damit wird er zu einem Problem für den Wald.

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10.000 Käfer produzieren 50.000 Jungkäfer

Die Entwicklung vom Ei zum Käfer verläuft temperaturabhängig und dauert ungefähr sechs bis acht Wochen. Da in einem Jahr mehrere Käfergenerationen entstehen und die Elternkäfer auch sogenannte Geschwisterbruten anlegen, birgt der Borkenkäfer eine gewaltiges Vermehrungspotenzial. Durchschnittlich können etwa 10.000 Buchdrucker in einen (Fichten-)Baum gehen. Von diesen 10.000 Borkenkäfern werden gut 50.000 Jungkäfer produziert – so viele also, dass fünf weitere Bäume komplett befallen werden können.

Umso wärmer der Sommer umso stärker kann sich der Borkenkäfer vermehren. In heißen und trockenen Jahren kann es sogar zu einer vierten Generation von Borkenkäfernachkommen kommen. Ein einziges Borkenkäferweibchen kann bei mehreren Generationen und Geschwisterbruten bis zu 100.000 Nachkommen haben.

Warum vermehrt sich der Borkenkäfer so schnell?

Die Dauer und Dynamik der Borkenkäferentwicklung ist temperaturabhängig und der laufende Klimawandel verändert das Umfeld sowohl für den Wirtsbaum als auch für den Borkenkäfer.

Die sich verändernden Witterungsbedingungen wie höhere Jahresmitteltemperaturen oder verändernde Jahresniederschlagsmengen nehmen wesentlichen Einfluss auf die Vitalität der Bäume und auf die Entwicklung der Borkenkäfer.

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Schon gewusst?

Klimakrise begünstigt Borkenkäfer

Die Klimakrise wirkt sich nicht nur auf die Wälder selbst, sondern auch auf die darin vorkommenden Lebewesen und Organismen aus. Beeinflussen zum Beispiel extreme Witterungsverhältnisse wie Trockenperioden und Stürme die Vitalität der Waldbestände nachteilig, sind es genau diese Umstände, welche die Entwicklung von manchen Schädlingen fördert.

Der Borkenkäfer ist in Österreich der bedeutendste Forstschädling für Nadelholz. Das zunehmend wärmere Klima fördert dieses Schadinsekt in seiner Entwicklung, verbessert seine Brutbedingungen – die Gefahr einer Massenvermehrung steigt. Außerdem kann der Borkenkäfer durch das mildere Klima künftig auch die Lebensräume besiedeln, die für ihn bis jetzt wegen einer zu rauen Witterung nicht attraktiv für ihn waren.

Die wirksamsten Maßnahmen, um eine Massenvermehrung dieses Schädlings zu verhindern, liegen in der aktiven Waldbewirtschaftung und Waldpflege.

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Die Bedeutung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung

Der Wald in Österreich ist Kulturlandschaft und wird zum überwiegenden Teil bewirtschaftet. Diese nachhaltige Waldbewirtschaftung fördert arten- und strukturreiche Wälder und führt zu vitaleren und widerstandsfähigeren Waldbeständen. Nachhaltig bewirtschaftete Wälder kommen besser mit den sich ändernden Umweltbedingungen und damit verbundenen Auswirkungen wie Stürmen, Trockenheit und Schädlingen zurecht als jene, die sich selbst überlassen werden.

Waldpflegemaßnahmen durch Waldbesitzer:innen

Eine Käferprävention durch Waldpflege und das Beobachten des Borkenkäfers sind für Waldbesitzer:innen oberste Priorität für einen funktionsfähigen Wald. Denn eine Massenvermehrung des Schädlings kann nur eingedämmt werden, wenn befallene Bäume so schnell wie möglich identifiziert und aus dem Wald gebracht werden, bevor die jungen Käfer ausfliegen und weitere Bäume befallen können.

Aktive Pflegemaßnahmen von Waldbesitzer:innen, um eine Ausbreitung der Forstschädlinge zu verhindern, sind:

  • Die Aufarbeitung von Bäumen mit Wind- oder Schneebruch bis Ende März und die Entfernung aus den Beständen, bevor die Borkenkäfer aus ihnen ausschwärmen können.
  • Das Monitoring des Borkenkäferfluges (www.borkenkaefer.at).
  • Die Durchführung regelmäßiger Befallskontrollen zur frühzeitigen Erkennung von befallenen Bäumen.
  • Das unverzügliche Fällen von betroffenen Bäumen, bevor die Käfer wieder ausfliegen und neuen Befall verursachen können.
  • Das Abfahren des Holzes aus dem Wald.
  • Der Entzug bruttauglichen Materials und die Beseitigung des befallenen Holzes, um die Vermehrung der Käfer zu begrenzen.
  • Die Meldung des Käferbefalles an die Forstbehörde.

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