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Der Wald im Winter

Ein Ort der Ruhe im Zauber der Kristalle.

Wie in Watte gepackt ruht der Wald im glitzernden Funkeln der Eiskristalle und verspricht uns als tief verschneite Winterlandschaft einen faszinierenden Besuch. Vom Schnee verhüllt strahlt der Wald eine ausgesprochene Ruhe aus. Die kalte Waldluft und funkelnde Stille laden uns in eine einzigartige Landschaftswelt ein.

Schnee und Eis legen den Wald in einen Winterschlaf und trotz tiefer Temperaturen können die Bäume dem Frost und der Kälte dank ihrer cleveren Schutzstrategien trotzen. Der Wald bietet den wildlebenden Tieren Schutz vor Kälte und einen Unterschlupf, wo sie die rauen Monate entweder sehr aktiv, in Ruhe, Starre oder auch im Winterschlaf gefahrlos überdauern können.

Was wäre ein Winterwald ohne Fährten? Auf der glitzernden Schneedecke sind die Fußabdrücke der Tiere nicht nur ausgesprochen gut zu sehen, sondern diese Spuren im Schnee erzählen auch von Geschichten und Begebenheiten, die ansonsten verborgen geblieben wären.

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Lebenskluge Strategie der Bäume

Auch wenn Bäume im Winter inaktiv sind, haben sie erstaunliche Mechanismen entwickelt, um diese kalte Jahreszeit zu überstehen. Sie gehen in einen Sparmodus und zehren von den Reserven, die sie sich zuvor angelegt haben. Und während die Nadeln für den Baum im Winter keine Last oder Gefahr vor zu großem Feuchtigkeitsverlust darstellen, benötigen Laubbäume eine andere Vorgehensweise, um die kalten Monate unbeschadet überstehen zu können.

#1 Laubfrei

Bereits im Herbst leiten die Bäume mit dem Verfärben der Blätter ihre ersten Vorbereitungen für den Winter ein. Alle benötigten Nährstoffe für den Neuaustrieb im Frühling werden den Blättern entzogen, in Stamm und Wurzeln transportiert und die Blätter im Anschluss abgeworfen. Diese clevere Strategie hat gleich mehrere Vorteile für ihr Überleben in der Winterzeit.

Laubbehangene Bäume würden im Winter austrocknen, denn das Blattwerk verfügt kaum über Schutzbarrieren gegen Verdunstung und die Baumwurzeln können aus dem gefrorenen Boden nicht ausreichend Wasser aufsaugen. Die Blätter würden zur Last fallen, darum werden sie abgeworfen. Das Falllaub bildet im Winter auf dem Wurzelteller eine wärmende Schicht. Sie schützt die Wurzeln und dient im Frühling als natürlicher Dünger für den Austrieb. Davon profitiert nicht nur der Baum, sondern auch Kleinlebewesen und Pflanzen, die im Boden überwintern. Zusätzlich würden Blätter eine Angriffsfläche für Schnee und Eis bieten und damit das Gewicht auf die Äste empfindlich erhöhen und zu massiveren Schneebruch führen.

Einzig Nadelbäume behalten ihre Blätter, da diese durch eine feste Oberhaut vor zu großem Feuchtigkeitsverlust geschützt und oft noch zusätzlich mit einer dicken, isolierenden Wachsschicht ummantelt sind. Die geringe Blattoberfläche sorgt zusätzlich dafür, dass nur minimale Wassermengen abgegeben werden, denn je kleiner und schmaler das Blatt, desto geringer ist die Wasserverdunstung.

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#2 Wintervorrat

Bevor die Blätter im Herbst abgeworfen werden, entzieht ihnen der Baum noch möglichst viele nützliche Stoffe. Die Blätter produzieren in den warmen Monaten so viele Nährstoffe, dass diese auch eingelagert werden können und so als Vorrat für den Winter dienen. So stellt beispielsweise die Einlagerung von Zucker die Versorgung in der kalten Jahreszeit sicher. In Verbindung mit Eiweißstoffen dient der Zucker auch als Frostschutz im Inneren, während die Rinde die Schutzbarriere nach außen bildet und isolierend wirkt.

#3 Wachstums-Stopp

Sobald die Temperaturen zu fallen beginnen und die Tage kürzer werden, stellen Bäume ihr Wachstum vorübergehend ein. Diese Abfolge des Jahres lässt sich sogar an den Jahresringen optisch gut ablesen. Im Frühjahr wächst der Baum am stärksten (helles Holz) und während des Jahres lässt das Wachstum schließlich nach (dunkles Holz).

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So überwintern Waldbewohner

Für die kalte und nahrungsarme Jahreszeit haben viele Tierarten im Wald unterschiedliche Vorgehensweisen entwickelt. Vögel schützen sich vor Wärmeverlust und gegen Kälte durch Aufplustern ihres Gefieders und Säugetiere wechseln bereits im Herbst ihr Haarkleid, um sich ein besser isolierendes Winterfell zuzulegen. Manche verbringen die Wintermonate in Kältestarre, Winterruhe oder im Tiefschlaf.

Zu den echten Winterschläfern zählen Fledermäuse, Siebenschläfer und Hamster, denn sie senken ihre Körpertemperatur und alle Körperfunktion drastisch ab. Dachs, Eichhörnchen, Waschbär und Braunbär hingegen halten eine Winterruhe ohne Absenkung ihrer Körpertemperatur. In eine absolute Winterstarre wiederum fallen Amphibien und Reptilien, denn ihre Körper passen sich der Umgebungstemperatur an – sie fallen in Kältestarre und können selbst aktiv nichts für ihren Wärmehaushalt tun.

Vögel

Vögel sind Warmblüter, das heißt, sie versuchen ihre Körpertemperatur, die zwischen 38 und 42 Grad Celsius liegt, aufrecht zu erhalten. Hierfür haben sie die Fähigkeit, ihr Gefieder so stark aufzuplustern, dass sie wie eine Federkugel wirken. Ein spezielles Wärmeaustauschsystem verhindert, dass sie über ihre meist nackten Beine Wärme verlieren.

Nager, Igel & Fledermaus

Zu den Winterschläfern gehören einige Vertreter der Nagetiere, die Familie der Schläfer, zu welcher auch die Haselmaus gehört, aber auch der Igel und alle  Fledermäuse setzen ihre Körpertemperatur während des Schlafens auf wenige Grad Celsius über den Gefrierpunkt herab. Herz- und Atemfrequenz werden auf ein Minimum heruntergefahren, um den Energieumsatz so klein wie möglich zu halten. Wir die arttypische minimale Körpertemperatur unterschritten, kann es vorkommen, dass die Tiere erwachen und sich bewegen, um Wärme zu erzeugen.

Eichhörnchen

Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf sondern eine Winterruhe, für die sie bereits in den Sommermonaten Nahrung sammeln und in zahlreichen Verstecken Vorräte anlegen. Ihre Winterruhe beginnt dann, wenn die Temperaturen frostig werden, meist im November.

 

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Fuchs

Füchse halten weder Winterruhe noch Winterschlaf. Sie sie sind sogar äußerst winteraktiv. Bereits im Herbst fressen sie sich eine dicke Fettschicht an und ihr dickes Winterfell hält sie sehr gut warm. Außerdem verfügen sie über ein kluges Wärmetausch-System in den Pfoten.

Feldhase

Feldhasen kommen selbst im harten Winter ohne Nest oder Höhle aus und scharren sich im Unterholz eine Mulde, wo sie bewegungslos und gut getarnt mit wachem Blick den Tag verbringen. Sie ernähren sich ausschließlich pflanzlich und greifen auf Wurzeln, Knollen und auch die Rinde junger Bäume zurück.

Hirsch & Reh

Hirsche und Rehe bekommen im Winter ein Winterfell, damit sie nicht erfrieren. Sie scharren Futter unter dem Schnee frei. In sogenannten Notzeiten (z. B. dicke Schneeschicht) werden sie mithilfe des Menschen bei Futterkrippen im Wald meist mit Heu gefüttert.

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Wildruhezonen respektieren

Wildtiere passen ihren Stoffwechsel den Gegebenheiten der kalten Jahreszeit an. Sie reduzieren ihre Bewegungen und fahren selbst ihre Körpertemperatur herunter, um die Energie aus dem spärlichen Nahrungsangebot optimal zur Lebenserhaltung zu nutzen.

Werden Wildtiere aufgeschreckt und müssen flüchten, werden jedes Mal ihre knappen Fettreserven angegriffen. Überraschende Störungen in den wichtigen Ruhezonen kann die Tiere in Stress versetzen. Sie müssen ihren Kreislauf blitzschnell und ohne Aufwärmphase auf Fluchtverhalten umstellen. Dabei gelangt auch schnell kälteres Blut aus den Beinen in die inneren Organe der Tiere, was in kürzester Zeit zum Kälte-Schock-Tod der Tiere führen kann.

5 Tipps für rücksichtsvolles Verhalten

Die Winterzeit ist im Lebensraum Wald für viele Wildtiere eine schwierige Zeit, darum sollten Waldbesucher diesen Lebensraum respektieren und die Tierwelt schützen, indem sie gewisse Verhaltensregeln beachten:

  • Ruhezonen beachten
    Sie sind Rückzugsgebiete für Wildtiere und seltene Pflanzen.
  • Im Wald auf markierten Wegen und Routen bleiben
    So können die Wildtiere sich an Wanderer und Freizeitsportler gewöhnen.
  • Waldränder und schneefreie Flächen meiden
    Sie sind die Lieblingsplätze der Wildtiere.
  • Wiederaufforstungsflächen umgehen (vom Betretungsrecht ausgenommen!)
    Nicht nur durch die Beunruhigung des Wildes können Schäden am Wald verursacht werden, auch scharfe Skikanten führen zu gravierenden Schäden an der Waldvegetation. Daher sind diese Flächen auch vom allgemeinen Betretungsrecht ausgenommen bis sie eine Höhe von 3 m erreicht haben.
  • Hunde an der Leine führen
    Wildtiere flüchten vor freilaufenden Hunden.

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Schon gewusst?

Fährten erzählen Geschichten

Wildtierspuren im Schnee sind eine faszinierende Besonderheit und erzählen von einer belebten Natur und reichlich Getümmel im Wald. Jeder einzelne Fußabdruck – auch Trittsiegel genannt – ist für eine Tierart typisch. Je nachdem, ob es sich um einen Sohlengänger (Pranke des Dachses), einem Zehengänger (Pfote des Fuchses) oder einen Zehenspitzengänger (Hufe des Schalenwildes) handelt. Fährtenleser wissen, dass Füchse schnüren, Dachse nageln und Rehe die sogenannten Schalen ihrer Hufe spreizen, wenn sie es eilig haben.

Eine besonders bekannte Fährte ist mit zwei länglichen Tapser nebeneinander und dahinter zwei aufgefädelte, punktförmige Abdrücke die Hasenfährte, deren vordere Abdrücke jene der Hinterläufe sind. Folgt man so einer Fährte in den verschneiten Wald, erzählt sie beispielsweise Geschichten wie die Begegnung eines Hasen mit einem Fuchs, die in fünf Meter Entfernung verharren bis beide plötzlich kurz los sprinten und daraufhin wieder ihre Wege zu ziehen.

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Auf Spurensuche im Winterwald

Bei charakteristisch kurzen Wegen zwischen Bäumen sind Eichhörnchenspuren sehr leicht zu erkennen. Sie hoppeln immer wie die Hasen und setzen dabei ihre Hinterfüße mit den langen Krallen vor die Vorderfüße. Ihre vier Abdrücke bilden eine Trapezform.

Entlang von Waldrändern und Bachufern führt oft die schnürende Spur des Fuchses, der mit den Hinterfüßen in die Abdrücke der Vorderfüße tritt. Im Winter sind diese Trittsiegel mit dem Hauptballen und den vier Nebenballen wegen des Winterfells um die Pfoten rundlicher als im restlichen Jahr.

Rehfährten verraten viel über ihren jeweiligen Entspanntheitsgrad. Ruhige Rehe setzen die Hinterläufe in die Trittsiegel der Vorderläufe, flüchtende übereilen: Das heißt, die Hinterläufe drücken sich, wie beim Hasen, vor den Vorderläufen ab. Die Fährten hektischer Rehe sind außerdem daran zu erkennen, dass durch das Tempo auch die sogenannten Afterklauen im Schnee sichtbar werden, die Hufschalen sind in dieser Situation gespreizt.

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Achtung!
Der Winterwald birgt auch Gefahren

Eine Wanderung durch einen idyllisch verschneiten Winterwald ist etwas ganz Besonderes. Aber auch in der ruhig wirkenden Jahreszeit kann es Gefahren im Wald geben.

Schneebruch zählt zu der wohl größten Gefahr. Schneebruch entsteht nach langanhaltenden, ergiebigen Schneefällen immer dann, wenn besonders nasser, schwerer Schnee auf den Bäumen lastet. Die Bäume können die große Mengen an Schnee und Eis nicht mehr halten und in der Folge können Äste und Baumkronen abbrechen und zu Boden stürzen oder es können Schneemassen herunterfallen. Auch Eisanhang bildet auf den Zweigen und Ästen eine enorm hohe Gewichtslast, die dazu führen kann, dass jederzeit plötzlich Äste oder schlanke Bäume brechen oder Schneemassen herunterfallen können.

Waldbesucher sollten im Winterwald sehr vorsichtig und aufmerksam vorangehen und stets auf die aktuellen Wetterverhältnisse achten.

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Spaziergänge im Winterwald
Waldtiere im Winter: Rehe (Rehwild)
Der Wald im Herbst

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