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Waldtiere im Winter
Rehe (Rehwild)
Rehe überwintern nicht nur mit dickem Winterfell.
Im Winter wird es im Wald still. Der wattige Schnee dämpft die Geräusche und doch lässt sich in all der Ruhe aber dennoch da und dort ein Knirschen hören. Denn nicht alle Tiere halten Winterruhe oder Winterschlaf.
Rehe sind auch in der kalten Jahreszeit aktiv und jeden Tag im Wald auf der schwierigen Suche nach Nahrung. Denn der Boden ist gefroren und alles Fressbare liegt tief unter einer dicken Schneeschicht versteckt. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und einer festen Schneedecke beginnt für die Rehe eine entbehrungsreiche Zeit.
Welche spezielle Strategie das Rehwild entwickelt hat, um während der kargen Wintermonate im Wald zu überleben sowie 5 spannende Fakten über Rehe erfahren sie im Folgenden.
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Kluge Überlebensstrategie der Rehe im Winter
Anlegen von Fettreserven
Rehe sind Wildwiederkäuer und reine Pflanzenfresser. Damit sie in der kalten Jahreszeit mit wenig Nahrung und den kalten Temperaturen auskommen, fressen sie sich bereits in der Feistzeit, den Herbstmonaten Semptember bis November, ausreichende Fettreserven an. Rehwild, dass sich ausreichend Fett angefressen hat, kann bei Extremwetterlagen im Winter auch einige Tage ohne Futter auskommen.
Minimierung der Bewegungsaktivität
Im Winter reduzieren Rehe ihre Bewegungsaktivität auf etwa die Hälfte im Vergleich zum Sommer. Je höher der Schnee liegt und je kälter die Temperaturen werden, umso weniger Zeit verbringen sie mit der Futtersuche. Der Verzicht auf eine wenig erfolgversprechende Nahrungssuche schont ihre Energiereserven.
Absenken von Puls und Körpertemperatur
Wer im Winter schon einmal Rehe beobachtet hat, hat mit Sicherheit gesehen, dass Rehe still und starr und teilweise in kleinen Ansammlungen, sogenannten Sprüngen, im Wald und auf Feldern an Waldränden stehen.
Auch das ist eine raffinierte Überlebensstrategie, denn dabei senken Rehe ihre Körpertemperatur und den Herzschlag, bewegen sich möglichst wenig und verbrauchen deshalb kaum Energie.
Stoffwechsel minimieren
Rehe durchlaufen im Winter eine Phase der Wachstumsruhe und ihr Stoffwechsel arbeitet auf Sparflamme. Diese Reduzierung auf etwa die Hälfte im Vergleich zum Sommer erfolgt durch die geringere Bewegungsaktivität, die herabgesetzte Körpertemperatur und die Verkleinerung der Verdauungsorgane.
Gefundene Nahrung wird zur Aufrechterhaltung der Körpervorgänge wie Atmung und Herztätigkeit sowie zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur benötigt. Rehe brauchen in den Wintermonaten ihre angesammelten Fettreserven weitgehend auf.
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Wärmendes Winterfell
Passend zur Winterzeit wechselt das Fell der Rehe seinen Farbe. Vom sommerlichen Rötlich wandelt es sich in einen grauen Farbton. Dadurch können sich Rehe auch im Winter gut an ihre Umgebung anpassen und sind ideal getarnt. Auffällig an den Rehen ist ihr sogenannter Spiegel: Ein weißer Fleck am Hinterteil unter dem kurzen Schwanz, der dazu dient, dem Rudel in der Dämmerung den Zusammenhalt zu erleichtern.
Das Fell der Rehe bekommt im Winter nicht nur eine andere Farbe. Es verändert sich hin zu einem warmen Winterfell, dessen Haare dichter und länger sind. Das Winterfell verfügt auch über mehrere Hohlräume, in denen Luft enthalten ist und sorgt so für gute Wärmedämmung.
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Schon gewusst?
5 interessante Fakten über Rehe
- Männliche Rehe sind keine Hirsche
Bei Rehen und Hirschen handelt es sich um zwei verschiedene Tierarten. Beide gehören zwar zur Familie der Hirsche, unterscheiden sich jedoch optisch und in ihrer Lebensweise voneinander. - Rehe sind Einzelgänger
Rehe leben meist nur im Winter in Gruppen zusammen, ansonsten sind sie sehr oft lieber allein unterwegs. - Das Rehgeweih duftet
An der Basis des Geweihs befinden sich Duftdrüsen. Durch das Reiben an Bäumen verbreitet ein Rehbock seinen ganz eigenen Duft und markiert so sein Revier. Im Kampf mit Artgenossen dient das Geweih der Rehböcke ausserdem auch als Waffe. Der Geweihabwurf findet jedes Jahr im Herbst statt. Nach dem Abwurf des Geweihs wächst sofort ein Neues nach. - Rehe können bellen
Rehe bewegen sich zwar leise, sind aber keineswegs lautlose Waldbewohner. Ihre Rufe sind gut zu hören und ähneln einem Bellen. So warnen die Tiere ihre Artgenossen bei Gefahr. - Rehe sind unverzichtbar für den Wald
Rehe sind sehr wichtig für das Ökosystem des Waldes. Rehböcke scharren mit ihren Hufen den Waldboden, wodurch der Boden freigelegt wird und Pflanzensamen besser wachsen können. Einige Samen, wie die von Birken, Kiefern oder Tannen, keimen nur auf diesem sogenannten Rohboden. Viele Vogelarten nutzen zudem auch das ausgefallene Winterfell der Rehe für den Bau ihrer Nester. Abgeworfene Geweihstangen sind durch den hohen Kalzium- und Phosphorgehalt bei den Nagetieren sehr begehrt.
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Wildruhezonen respektieren
Rehe überwintern, indem sie ihren Stoffwechsel den Gegebenheiten der kalten Jahreszeit anpassen. Sie reduzieren ihre Bewegungen und fahren selbst ihre Körpertemperatur herunter, um die Energie aus dem spärlichen Nahrungsangebot optimal zur Lebenserhaltung zu nutzen.
Eine ungestörte Winterruhe und das Einhalten ihres Ruhebedürfnises ist entscheidend für das Überleben von Rehwild. Wird es aufgeschreckt und muß flüchten, werden jedes Mal seine knappen Fettreserven angegriffen. Überraschende Störungen in den wichtigen Ruhezonen kann die Tiere in Stress versetzen. Sie müssen ihren Kreislauf blitzschnell und ohne Aufwärmphase auf Fluchtverhalten umstellen. Dabei gelangt auch schnell kälteres Blut aus den Beinen in die inneren Organe der Tiere, was in kürzester Zeit zum Kälte-Schock-Tod der Tiere führen kann.
5 Tipps für rücksichtsvolles Verhalten
Die Winterzeit ist im Lebensraum Wald für viele Waldtiere eine schwierige Zeit, darum sollten Waldbesucher diesen Lebensraum respektieren und die Tierwelt schützen, indem sie gewisse Verhaltensregeln beachten:
- Ruhezonen beachten
Sie sind Rückzugsgebiete für Wildtiere und auch seltene Pflanzen. - Im Wald auf markierten Wegen und Routen bleiben
So können sich die Waldbewohner an Wanderer und Freizeitsportler gewöhnen. - Waldränder und schneefreie Flächen meiden
Sie sind die Lieblingsplätze der Wildtiere. - Wiederaufforstungsflächen umgehen (vom Betretungsrecht ausgenommen!)
Nicht nur durch die Beunruhigung des Wildes können Schäden am Wald verursacht werden, auch scharfe Skikanten führen zu gravierenden Schäden an der Waldvegetation. Daher sind diese Flächen auch vom allgemeinen Betretungsrecht ausgenommen bis sie eine Höhe von 3 m erreicht haben. - Hunde an der Leine führen
Wildtiere flüchten vor freilaufenden Hunden.
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