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Ohne menschliche Bewirtschaftung – zusätzliches Kohlenstoffspeicherpotential im Wald gering

Eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse von „Releasing global forests from human management: How much more carbon could be stored?” von Roebroek et al., in Science 380, 749 -753 (2023)

Wälder spielen im globalen Kohlenstoffkreislauf eine Schlüsselrolle, indem sie Kohlensoff in der Biomasse der Bäume binden und speichern. Daher stehen Wälder auch im Fokus der Klimapolitik, denn durch ihre Speicherfähigkeit soll das anthropogene CO2 aufgenommen, gespeichert und dadurch der Klimawandel verlangsamt werden. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Wald bereits Unmengen an Kohlenstoff aufgenommen und gespeichert. Gerade auch durch die steigende CO2-Konzentration wurde ein Düngungseffekt wahrgenommen, der jedoch rückläufig ist, da andere begrenzende Faktoren die Aufnahme reduzieren. Gleichzeitig stresst der Klimawandel die Baumpopulationen aufgrund von Trockenheit und Dürre und erhöht die Häufigkeit und Intensität von Schadereignissen. Das kann so weit gehen, dass Wälder in Zukunft zu Quellen werden können.

Oft wird die Rolle des Waldes zur Abschwächung des Klimawandels auf zwei Strategien begrenzt: Neuaufforstungen und Reduktion der Holzerntemenge. Beide Strategien sind mit Nachteilen bzw. Problemen behaftet. So klingen Neuaufforstungen toll und vermögen enorme Mengen an Kohlenstoff speichern, begrenzt wird dieses Potential aber vor allem durch die Verfügbarkeit von Flächen und die Konkurrenz innerhalb der Flächennutzungen. Die Erhöhung der Vorräte in den Beständen, durch reduzierte Erntemaßnahmen, vermag die Speicherwirkung erhöhen, ist aber eine risikoreiche Variante, wie bereits oben erwähnt. Zusätzlich würde Rohstoff fehlen, der bereits Klimaschutzleistungen erbringt, indem er fossile bzw. CO2‑intensive Materialien ersetzt.

 

Ziel und Methode

Die Studie zielt darauf ab, wieviel Kohlenstoff zusätzlich in den Wäldern gespeichert werden könnte, unter der Annahme, dass alle bestehenden Wälder ihr Equilibrium – sprich ihr Gleichgewicht in Bezug auf CO2 Aufnahme und Abgabe – erreichen und keine menschlichen Aktivitäten stattfinden. Dafür wurde die Differenz zwischen dem vorhandenen Kohlenstoffbestand sowie der Kohlstoffspeicherkapazität (Carbon carrying capacity) errechnet. Carbon carrying capacity ist die Menge des potenziell in einem Waldökosystem gespeicherten Kohlenstoffs unter den vorherrschenden Umweltbedingungen und natürlichen Störungsregimen, wobei jedoch vom Menschen verursachte Störungen ausgeschlossen sind.

 

Ergebnis

Die Berechnungen ergeben, dass ohne menschlicher Bewirtschaftung, also auch ohne Holznutzung und Substitution fossiler Rohstoffe, nur 15,2 – 16,1 % mehr an Kohlenstoff in den Wäldern gespeichert werden könnte als aktuell. Fast alle Weltregionen weisen zusätzliches Kohlenstoffpotential auf. Die größten Potentiale sind jedoch an den Rändern der tropischen Regenwäldern Südamerikas und Afrikas zu finden. Gerade in jenen Gebieten, wo hohe Entwaldungsraten bzw. Walddegradierungen zu verzeichnen sind. Rund 37 % des Kohlenstoffspeicherpotentials ist auf fünf Länder aufgeteilt: Brasilien, USA, China, Kongo und Indonesien.

Wald, Holz & Klimaschutz

Die Ergebnisse dieser Studie untermauern zusätzlich auch jene der Studie „CareForParis“, die zu Schluss gekommen ist, dass die Holznutzung und damit verbundene Substitution fossiler bzw. CO2 intensiver Materialien die größte Klimaschutzwirkung des Waldes ist und diese doppelt so groß ist, als die reine CO2-Speicherung im Wald. (Projekt CareforParis – Effizienter Klimaschutz durch den Wald).

Auch die „Swedish Forest Agency“ kommt zu dem gleichen Schluss, dass bewirtschaftete Wälder besser für den Klimaschutz sind (Bewirtschaftete Wälder sind besser für den Klimaschutz).

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Schlussfolgerung der Autoren

Die zusätzliche Menge an Kohlenstoff, die ohne menschliche Bewirtschaftung in Wäldern gespeichert werden könnte, entspricht in etwa der vierfachen Menge der gesamten menschlichen Emission im Jahr 2019. Auch wenn dies eine erhebliche Summe darstellt, ist es jedoch weit weniger im Vergleich dazu, was seit der Klimakonferenz 2015 emittiert wurde. Mit der zusätzlichen Einschränkung, dass der nachwachsende Rohstoff Holz nicht zur Verfügung stünde.

Alle Wälder zusammen speichern bereits viermal mehr Kohlenstoff, als zusätzlich gespeichert werden könnte. Dieser hohe Kohlenstoffspeicher ist jedoch aufgrund von Klimawandel und damit einhergehenden Störungen mit einem hohen Risiko belastet.

Die Analysen lassen den Schluss zu, dass unbewirtschaftete Wälder nur ein begrenztes zusätzliches Kohlenstoffspeicherpotential haben und die Einstellung der Bewirtschaftung nur geringes Klimawandelminderungspotential mit sich bringen würde. In aller erster Linie müssten fossile Emissionen reduziert werden.

 

Kommentar des Autors der Zusammenfassung:

Die Ergebnisse dieser Studie untermauern zusätzlich auch jene der Studie „CareForParis“, die zu Schluss gekommen ist, dass die Holznutzung und damit verbundene Substitution fossiler bzw. CO2 intensiver Materialien die größte Klimaschutzwirkung des Waldes ist und diese doppelt so groß ist, als die reine CO2-Speicherung im Wald. (Projekt CareforParis – Effizienter Klimaschutz durch den Wald).

Auch die „Swedish Forest Agency“ kommt zu dem gleichen Schluss, dass bewirtschaftete Wälder besser für den Klimaschutz sind (Bewirtschaftete Wälder sind besser für den Klimaschutz).

Projekt CareforParis – Effizienter Klimaschutz durch den Wald
Bewirtschaftete Wälder sind besser für den Klimaschutz
550 Wissenschaftler:innen fordern klima-smarte Waldbewirtschaftung

Zum Nachlesen

Quellen

Rechte & Produktion

© 2023 Caspar T. J. Roebroek, Gregory Duveiller, Sonia I. Seneviratne, Edouard L. Davin, and Alessandro Cescatti und waldgeschichten.com  –  Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein  –  Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschaftskammer Österreich.

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