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Klimawandel bedingter Wachstumsrückgang der europäischen Buchenwälder

Kohlenstoffsenkenwirkung der Buche klimawandelbedingt sehr eingeschränkt

Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie „Martinez del Castillo, E., Zang, C.S., Buras, A. et al. Climate-change-driven growth decline of European beech forests. Commun Biol 5, 163 (2022).

Das Wachstum der Wälder ist und wird von Klimaschwankungen beeinflusst. Dieser vielschichtige Zusammenhang wurde in mehreren regionalen Studien untersucht, aber räumlich aufgelöste, großräumige Analysen fehlen bisher weitgehend.

Die Buche ist aus ökologischer (z. B. Lebensraum, biologische Vielfalt) und sozioökonomischer (z. B. Holzernte, Erholung) Sicht eine der wichtigsten Baumartenarten in den europäischen Wäldern. Gegenwärtig ist die Buche angesichts des raschen Klimawandels in ihrem geografischen und ökologischen Verbreitungsgebiet jedoch gefährdet.

In dieser Studie wurden die Veränderungen im Wachstum von 5.800 Buchen (Fagus sylvatica L.) an 324 Standorten ermittelt, die das gesamte geografische und klimatische Spektrum der Art repräsentieren. Künftige Wachstumstrends wurden unter Berücksichtigung der aktuellen Klimaszenarien vorhergesagt.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Stamm ca. 70 % der Biomasse eines Baumes ausmacht, kann das Durchmesserwachstum als angemessener Indikator für die gesamte Kohlenstoffaufnahme und als Indikator für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Baumes angesehen werden. Jahrringanalysen enthalten in der Regel lokale Daten und liefern wertvolle regionale Einblicke in Wachstumsreaktionen auf lokale Lebensraumbedingungen und Klimaveränderungen. Trotz der jüngsten Fortschritte in der Jahrringforschung sind raum-zeitliche Studien über tatsächliches und vorhergesagtes Wachstum selten, insbesondere jene, die die geografische und klimatische Verteilung der Arten berücksichtigen.

Bei der Analyse der Eingangsfaktoren stellten die Autoren einen durchgängigen Rückgang von 1955 bis 2016 fest. Dieser Rückgang zieht sich über ganz Europa, mit Ausnahme der Standorte im Norden des Verbreitungsgebiets in Dänemark, Norwegen und Schweden sowie in höheren Lagen in Gebirgsregionen. Die festgestellten Wachstumsschwankungen reichen von +10-20 % im Norden bis -20 % im Süden Europas.

Durch Modellierung der Daten aus der Jahrringanalyse wurde die künftige Wachstumsentwicklung der Buche in Abhängigkeit der Klimaänderung ermittelt. Die Ergebnisse zeigen einen dramatischen Rückgang der Produktivität der Buche in weiten Teilen Europas. Für den Zeitraum von 2020 bis 2050 wird erwartet, dass die meisten Wälder in Mitteleuropa von Wachstumsrückgängen von 20 – 30 % betroffen sein werden, darunter auch einige höher gelegene Standorte in Nordostfrankreich und Süddeutschland. In Südeuropa könnte der Zuwachs um mehr als 50 % zurückgehen, insbesondere im Zeitraum 2040 – 2070. Nördlich von 55°N und in den Gebirgsregionen Mitteleuropas hingegen sind die Wachstumstrends positiv. Diese räumlich unterschiedlichen Trends setzen sich in den Zeiträumen 2040 – 2070 und 2060 – 2090 fort.

Die für das 21. Jahrhundert prognostizierten Wachstumsveränderungen in ganz Europa deuten auf ernste ökologische und wirtschaftlichen Folgen hin, die eine sofortige Anpassung der Wälder erfordern. Der prognostizierte Klimawandel wird zu einem massiven Rückgang des Buchenwachstums führen. Da die Buche in weiten Teilen der europäischen Wälder eine wichtige Baumart ist, bedeutet dies, dass die Funktion der Buche als Kohlenstoffsenke zur Abschwächung des CO₂-Anstiegs in der Atmosphäre erheblich eingeschränkt wird. Da die Buche sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ökologischer Sicht von großer Bedeutung ist, kann ein langfristiger Rückgang der Produktivität auf mehreren Ebenen kritisch sein. Die Autoren empfehlen den Waldbewirtschaftern, diese Ergebnisse bei langfristigen waldbaulichen Planungen zu berücksichtigen.

waldgeschichten-Kohlenstoffsenkenwirkung der Buche klimawandelbedingt sehr eingeschraenk-Grafik

Veränderung des Wachstums in Prozent im Vergleich zur Periode 186-2016 unter dem optimistischen Klimaszenario (a-c) bzw. realistischen Szenario (d-f) für die Periode: 2020–2050 (a, d), 2040–2070 (b, e), and 2060–2090 (c, f)

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Quellen

Martinez del Castillo, E., Zang, C.S., Buras, A. et al. Climate-change-driven growth decline of European beech forests. Commun Biol 5, 163 (2022). https://doi.org/10.1038/s42003-022-03107-3

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