Klimaschutz ohne Wald? Undenkbar. Aber Klimaschutz nur mit Wald – das funktioniert auch nicht. Genau das betonen die Leiterinnen und Leiter der forstlichen Forschungsanstalten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in ihren „13 Schlussfolgerungen“ anlässlich der Tagung „Kohlenstoffbindung in Waldökosystemen und Holzprodukten“ im November 2025.
Ihre Botschaft: Der Ausstoß von Treibhausgasen muss in allen Bereichen deutlich sinken. Nur dann können unsere Wälder auch künftig CO₂ speichern; vorausgesetzt, wir pflegen sie aktiv, bauen sie stetig um, wo es notwendig ist und nutzen sie nachhaltig.
Die 13 Schlussfolgerungen in Kürze
1. Der wichtigste Klimaschutz für den Wald passiert außerhalb des Waldes
Der effektivste Schutz unserer Wälder ist eine deutliche Reduktion der Treibhausgase aus Industrie, Verkehr, Energie und Landwirtschaft. Ohne massive Emissionsreduktionen können Wälder langfristig nicht stabil bleiben, egal, wie gut man sie bewirtschaftet.
2. Wie Wälder CO₂ speichern – und warum das im Klimawandel immer unsicherer wird
Bäume binden Kohlenstoff, besonders wenn sie jung und kräftig wachsen. Doch der Klimawandel bringt häufiger Stürme, Trockenheit und Schädlinge – und damit das Risiko, dass große Mengen CO₂ plötzlich wieder freigesetzt werden. Wälder werden zur wackeligen CO₂-Senke.
3. Kohlenstoffbindung sichern: Wälder erhalten und gesund halten
Nur standortgerechte, klimaresiliente Wälder können dauerhaft CO₂ speichern. Deshalb ist klar: Waldflächen zu erhalten und Wälder gesund zu halten ist zentraler Klimaschutz.
4. Aufforstung hilft, aber Flächen sind knapp
Neue Wälder können zusätzlich Kohlenstoff binden. Doch in Mitteleuropa ist es schwierig, große Flächen für Erstaufforstung zu finden. Aufforstung ist wertvoll – aber kein Massenhebel.
5. Die Klimaleistung der Wälder hat natürliche Grenzen
Wälder können nur eine bestimmte Menge an Kohlenstoff aufnehmen. Durch Hitze und Trockenheit sinkt dieses Potenzial sogar eher. Deshalb gilt: Nachhaltige Bewirtschaftung und Waldschutz bleiben unverzichtbar.
6. Wälder sind weit mehr als Kohlenstoffspeicher
Wälder schützen vor Naturgefahren, liefern Lebensraum, filtern Wasser und bieten Erholung. Ein zu starker Fokus auf CO₂-Speicherung, zum Beispiel durch extrem hohe Holzvorräte, kann andere Waldfunktionen gefährden und erhöht das Risiko großer Schäden. Vielfalt vor Masse – für stabile Wälder.
7. Stabil in die Zukunft: Klimaresiliente Mischwälder aktiv entwickeln
Klimafitte Mischwälder sind robust, vielfältig und anpassungsfähig. Sie binden CO₂ im Wachstum und ihr Holz speichert Kohlenstoff weiter, wenn es genutzt wird (Haus, Möbel, Holzwerkstoffe).
Gleichzeitig entsteht Raum für junge, besonders zuwachsfreudige Bäume. Eine Nachhaltige Bewirtschaftung verbindet Wald- und Holzspeicher zu einem wirksamen Beitrag für den Klimaschutz.
8. Waldböden: Den größten CO₂-Speicher im Wald schützen
Ein großer Teil des Kohlenstoffs steckt im Boden. Durch bodenschonende Bewirtschaftung und ein gutes Bodenwasser-Management lässt sich dieser Speicher erhalten und langfristig sogar vergrößern.
9. Große Schäden verhindern, bevor sie entstehen
Artenarme, instabile oder schlecht an den Standort angepasste Wälder sind im Klimawandel besonders gefährdet. Dort können große Schäden entstehen, die nicht nur viel CO₂ freisetzen, sondern auch andere wichtige Funktionen des Waldes beeinträchtigen. Durch eine aktive, klimaorientierte Bewirtschaftung – dazu zählen Waldumbau, eine größere Baumartenvielfalt, stabile Strukturen und ein angepasstes Wildmanagement –, lassen sich Wälder deutlich widerstandsfähiger gestalten.
10. Holz als Klimaschützer: Je langlebiger, desto besser
Holzprodukte speichern Kohlenstoff weiter. Je länger Holz genutzt wird – etwa im Bau –, desto größer der Klimaeffekt. Zudem ermöglicht die Nutzungskaskade, Holz mehrfach einzusetzen, bevor es energetisch verwertet wird.
11. Holz ersetzt Klimasünder
Holz kann CO₂-intensive Materialien wie Beton oder Stahl ersetzen.
Der Effekt: Weniger Emissionen in anderen Sektoren und eine deutlich bessere Gesamtbilanz.
12. LULUCF-Klimaziele müssen realistisch werden
Die Klimaziele für den Landnutzungs- und Forstsektor (LULUCF) sind unter den heutigen Bedingungen oft nicht erreichbar.
Hitze, Stürme, Insekten und Trockenheit reduzieren die Speicherleistung der Wälder – oder drehen sie sogar ins Negative.
Was ist LULUCF?
LULUCF beschreibt, wie viel CO₂ durch Wälder, Böden und andere Flächen aufgenommen oder freigesetzt wird – so etwas wie ein „Klimasparbuch der Landschaft“. Wenn Störungen zunehmen, wird dieses Sparbuch schnell leerer als geplant.
13. CO₂-Zertifikate: Nicht alles, was grün klingt, bringt Klimaschutz
Sinnvoll sind Zertifikate für Aufforstung, weil sie tatsächlich zusätzliches CO₂ binden, auch wenn der Effekt erst nach vielen Jahren spürbar wird. Ebenso können Zertifikate für klimastabilen Waldumbau langfristig positive Wirkungen haben.
Weniger geeignet sind Zertifikate, die allein auf Nutzungsverzicht setzen: Sie erhöhen zwar vorübergehend den Kohlenstoff im Wald, doch ein Sturm, Käferbefall oder Dürre kann diesen Speicher rasch vollständig zerstören. Zusätzlich entfällt auf diesen Flächen der Aufbau von Holzprodukt-Speichern, die CO₂ nachhaltig binden würden.
Die Forschenden unterscheiden klar:
Sinnvoll:
- Aufforstung, weil sie zusätzliche CO₂-Bindung schafft (wirkt aber erst nach Jahrzehnten)
- Waldumbau, weil er langfristig stabile Kohlenstoffspeicher stärkt
Risikoreich:
- Zertifikate auf Nutzungsverzicht
– Gefahr schneller Totalverluste durch Stürme, Trockenheit, Borkenkäfer
– kein Aufbau von Holzproduktespeichern.
Das Resümee dieser Tagung: Wälder und Holzprodukte sind wichtige Bausteine des Klimaschutzes, jedoch keine Allzwecklösung. Die Forstforschung ist sich einig:
- Emissionen sind überall zu senken.
- Entscheidend ist, Wälder aktiv und nachhaltig zu bewirtschaften.
- Wichtig ist, Holz intelligent und langlebig zu nutzen.
- Notwendig ist, Klimaziele realistisch anpassen
Nur so bleibt der Wald gesund. Nur so bleibt er ein Verbündeter im Klimaschutz.
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