Woche des Waldes: Wie sich Österreichs Wälder an den Klimawandel anpassen

    Juni 10, 2025 | Aus dem Leben, Fakten und Wissen

    Die Klimakrise trifft Österreichs Wälder direkt: steigende Temperaturen, zunehmende Trockenperioden, Extremwetterereignisse und die rasante Ausbreitung von Schadorganismen wie dem Buchdrucker setzen besonders Fichtenbeständen massiv zu. Laut Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) lag der Schadholzanfall in Österreichs Wäldern zwischen 2017 und 2021 bei über 60 % des Gesamteinschlags – ein historischer Höchstwert.

    Laut der offiziellen Holzeinschlagsmeldung des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) wurden im Jahr 2024 insgesamt 20,03 Millionen Erntefestmeter (Efm) ohne Rinde geerntet. Davon entfielen 11,01 Millionen Efm auf Schadholz, was einem Anteil von 54,98  % entspricht. Dies stellt eine Steigerung des Schadholzanteils um 22,15  % gegenüber dem Vorjahr dar.

    Die Hauptursachen für den Schadholzanfall im Jahr 2024 waren:

    • Stürme und Windwürfe: 52 %
    • Borkenkäferbefall: 30 %
    • Weitere Schadfaktoren (z. B. Schnee, Trockenheit): 18 %

    Obwohl der Anteil des Borkenkäferbefalls leicht zurückging, liegt das Gesamtniveau des Schadholzanfalls weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

    Die Antwort der österreichischen Forstwirtschaft darauf: ein tiefgreifender Umbau Richtung klimafitte, stabile Mischwälder.

     

     

    Baumartenwahl und Herkunftssicherheit

     

    Als zentraler Hebel gilt unter anderem die standortgerechte Baumartenwahl. Die Fichte wird dort, wo sie außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets wächst (v. a. unter 800 m Seehöhe), zunehmend durch trockenheitsresistentere Arten ersetzt – etwa:

    • Weißtanne
    • Rotbuche
    • Eiche (Stiel- und Traubeneiche)
    • Edellaubbäume (z. B. Bergahorn)
    • Lärche und Douglasie (standortabhängig)
    • Punktuell: Hopfenbuche, Flaumeiche, Elsbeere, Baumhasel

    Zunehmend relevant wird auch die Wahl geeigneter Herkünfte innerhalb der Arten, um genetisch anpassungsfähiges Pflanzgut zu sichern. Pilotprojekte testen außerdem potenziell klimaresiliente Arten aus südosteuropäischen Regionen.

     

    Hier sind einige der bedeutendsten Initiativen, um die Anpassung der Wälder an den Klimawandel zu erforschen und zu fördern.

     

    NETGEN – Netzwerk Genetik Wald
    Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat das Projekt NETGEN ins Leben gerufen, um ein österreichweites Netz von Demonstrationsflächen und Themenwegen aufzubauen. Ziel ist es, Wissen rund um den klimafitten Wald zu vermitteln und praxisnahe Beispiele für die Anpassung von Wäldern an den Klimawandel bereitzustellen.klimafitterwald.at

    Pilotprojekt in Matzen-Raggendorf
    In der Marktgemeinde Matzen-Raggendorf (Bezirk Gänserndorf) wird ein Pilotprojekt durchgeführt, bei dem bis 2030 über 35 Baumarten beobachtet werden, um festzustellen, welche sich besonders gut an den Klimawandel anpassen können. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem BFW, der OMV und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.

    Waldfonds – Förderung klimafitter Wälder
    Der österreichische Waldfonds unterstützt Maßnahmen zur Entwicklung klimafitter Wälder mit einem Budget von 450 Millionen Euro. Dazu gehören die Förderung der Biodiversität im Wald, die verstärkte Verwendung des Rohstoffes Holz als Beitrag zum Klimaschutz sowie Forstschutzmaßnahmen wie Wiederaufforstungen und die Bekämpfung des Borkenkäfers.

    StartClim – Forschung für Klimawandelanpassung
    Das StartClim-Programm fördert Forschungsprojekte zur Anpassung an den Klimawandel in Österreich. Die Projekte beschäftigen sich mit verschiedenen Themen, darunter klimafittes Bauen, klimafreundliches Verhalten und nachhaltige Landnutzung, um neue Erkenntnisse für die Praxis bereitzustellen. 

     

    Naturverjüngung und Mischwaldpflege

     

    Neben gezielter Pflanzung wird auch auf natürliche Verjüngung gesetzt – angepasst an Standort, Wilddruck und künftige Klimaszenarien. Ziel sind strukturreiche Wälder mit hoher Baumarten- und Altersmischung, die Störungen besser abpuffern können.

    Die Pflege priorisiert künftig Stabilität vor maximalem Holzertrag. Schirmstellungen, Voranbau und integrative Bewirtschaftung erhalten Mikroklima und Bodenfunktionen.

     

    Monitoring und Wissenstransfer

     

    Institutionen wie das BFW und die Waldforschungszentren FAST entwickeln Klimarisiko-Karten, Herkunftsberatung, digitale Tools und praxisnahe Handlungsempfehlungen. Sie organisieren gezielte Weiterbildungen zu Waldumbau, Pflanzung, Schutz und Biodiversität.

     

    Gesellschaftliche Rolle

     

    Klimafitte Wälder erfüllen nicht nur forstwirtschaftliche Ziele, sondern tragen aktiv zur CO₂-Bindung, Biodiversität, Wasserregulierung und Erholungsfunktion bei. Sie sind zentraler Bestandteil der nationalen Klimaanpassungsstrategie – und Voraussetzung für die Erreichung der EU-Biodiversitäts- und Klimaziele bis 2030.

     

     

     

     

     

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