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Chancen für Österreichs Wald: Nichtheimische Baumarten bringen Vorteile
Zusammenfassung der Studie “The potential of non-native tree species to provide major ecosystem services in Austrian forests”
Von Andree Guhl
Österreichs Wälder geraten durch die Klimaerwärmung unter immer stärkeren Druck: Hitze, Trockenheit, Sturm und Borkenkäfer setzen vielen heimischen Baumarten so zu, dass ganze Waldbestände an ihre ökologischen Grenzen kommen. Eine aktuelle Studie des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) zeigt nun detailliert, wie sich die Baumartentauglichkeit bis zum Ende des Jahrhunderts verschieben könnte und in welchen Fällen nicht-heimische Baumarten eine Ergänzung sein können.
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Trockene Tieflagen besonders betroffen
Besonders deutlich sind die Veränderungen in der Pannonischen Zone, also im trockenen Osten Österreichs. Dort werden viele heute dominierende Baumarten – Fichte, Lärche, Tanne, aber auch die Buche – unter künftigen Klimabedingungen großflächig an ihre Grenzen stoßen. Ohne Anpassung würde das zu geringerer Produktivität, einem deutlichen Rückgang der Baumartenvielfalt und instabilen Beständen führen.
Eine Ausnahme bilden die heimischen Eichen, deren natürliche Eignung durch den Klimawandel sogar zunimmt und die künftig eine tragende Rolle spielen könnten.
Nicht-heimische Baumarten: Chancen, Grenzen und ihr Beitrag zu klimafitten Wäldern
Die Studie bewertet 9 nicht-heimische Baumarten auf ihr Potenzial und ihre Risiken. Das Ergebnis ist differenziert:
- Einige Arten wie Douglasie, Küstentanne, Schwarznuss oder Monterey-Kiefer, können auf geeigneten Standorten die Produktivität stabilisieren oder steigern.
- In Schutzwäldern hingegen bringen nicht-heimische Arten keinen Vorteil: Entscheidend für Lawinen- oder Steinschlagschutz ist weniger die Baumart, sondern ob es sich um immergrüne Nadelbäume bzw. ausreichend dichte Bestände handelt.
In den Modellrechnungen der Studie würden nicht-heimische Baumarten, wenn sie überall dort eingesetzt würden, wo sie laut Klimamodell geeignet sind, künftig auf rund 18 % der Waldfläche vorkommen. Gleichzeitig betont die Studie, dass nicht-heimische Baumarten nur als Ergänzung in gemischten Beständen sinnvoll sind.
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Schutzwälder bleiben eine besondere Verantwortung
42 % der österreichischen Waldfläche sind Schutzwald oder erfüllen Schutzfunktionen. Dort gilt: Der Erhalt der Schutzwirkung gegen Lawinen und Steinschlag hängt vor allem von ausreichend dichten, standortgerechten Beständen ab. Die Studie zeigt, dass heimische Baumarten diese Funktionen auch in einem wärmeren Klima zuverlässig erfüllen können, sofern rechtzeitig angepasst wird. Fremde Baumarten bringen hier keinen zusätzlichen Nutzen.
Was bedeutet das für Waldbewirtschaftung und Politik?
Aus den Ergebnissen lassen sich klare Handlungsprinzipien ableiten:
- Heimische Arten stärken, wo sie klimatisch zukunftsfähig sind (v. a. Eichen).
- Nicht-heimische Baumarten gezielt und standortspezifisch als Ergänzung nutzen.
- Schutzwälder weiterhin mit heimischen, wintergrünen Arten sichern.
- Vielfalt, Mischbestände und stabile Strukturen haben Vorrang. Das ist nur durch aktive Waldbewirtschaftung zu erreichen.
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Fazit
Die BFW-Studie macht deutlich: Angesichts der Klimakrise braucht Österreich eine aktive, vorausschauende Waldentwicklung, die ökologische Risiken ernst nimmt und gleichzeitig die Produktivität erhält.
Wie Österreichs Wälder in Zukunft aussehen, hängt nicht nur vom Klima, sondern vor allem von der Bewirtschaftung ab. Je früher standortangepasste Mischbestände aufgebaut und instabile Reinbestände ersetzt werden, desto eher lassen sich die ökologischen und wirtschaftlichen Funktionen des Waldes langfristig sichern. Nicht-heimische Baumarten können dazu beitragen, aber als wohlüberlegte Ergänzung, nicht als Ersatz für heimische Wälder.
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