Energiegewinnung im Wald: Stromerzeugung bei der Holzernte

Sep. 17, 2025 | Allgemein, Fakten und Wissen

Osttiroler Innovation „Kraftwerk im Forst“ gewinnt Regionalitäts-Preis 2025

 

Er hat getüftelt, gerechnet, gebaut. In seinem Wohnzimmer hat er eine Miniatur-Anlage für die Holzbringung im steilsten Gelände montiert und längst in der Realität eingesetzt: Der Osttiroler Hannes Ladstätter wurde mit seinem „Kraftwerk im Forst“ nun mit dem Regionalitäts-Preis Tirol 2025 in der Kategorie „Wirtschaftsinnovation“ ausgezeichnet. Sie macht aus der jahrhundertealten Holzernte in Bergwäldern ein modernes, emissionsfreies Energiegewinnungs-System und revolutioniert so die Holzernte im steilsten Gelände.

 

So funktioniert die preisgekrönte Innovation

 

Das von Hannes Ladstätter (Gebrüder Ladstätter KG Forstunternehmen) entwickelte System nutzt ein physikalisches Grundprinzip: Wenn tonnenschwere Baumstämme am Seil den Berg hinuntertransportiert werden, wird ihre Schwerkraft in elektrische Energie umgewandelt – ähnlich wie bei der Rekuperation in Elektroautos. Diese gewonnene Energie übersteigt sogar den Bedarf für den Betrieb der Anlage selbst. Dadurch entsteht ein Energieüberschuss. „Damit kann ich unten sogar mein Auto und noch dazu meine Akku-Kaffeemaschine laden“, lacht der Osttiroler.

 

Die wissenschaftliche Basis

 

Eine aktuelle Bachelorarbeit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde hat die Technologie detailliert untersucht. Bei Praxistests in St. Jakob im Defereggental wurden beeindruckende Ergebnisse dokumentiert:

Energiebilanz

  • Pro Festmeter Holz werden 0,82 kWh Strom erzeugt
  • Täglicher Energieüberschuss von etwa 39 kWh
    Dieser Strom reicht aus, um Akkugeräte wie Motorsägen zu laden oder kleine Gebäude zu versorgen

 

Wirtschaftlichkeit

  • Betriebskosten: 16,90 € pro Festmeter (konventionelle Dieselanlagen: 24,85 €)
  • Keine Kraftstoffkosten
  • Minimale Wartungskosten durch elektrischen Antrieb

 

Umweltbilanz

  • Vollständig emissionsfrei vor Ort
  • Erspart jährlich 24,5 Tonnen CO₂ gegenüber Dieselanlagen
  • Deutlich leiser als herkömmliche Systeme

 

Technische Voraussetzungen

Das System funktioniert optimal bei:

  • Hangneigungen ab 12 Grad
  • Trassenlängen über 100 Meter
  • Temperaturen über dem Gefrierpunkt (bei Kälte müssen Akkus vorgewärmt werden)

 

Praktische Vorteile im Arbeitsalltag

 

Die Anlage wird per Funkfernsteuerung bedient, wodurch kein Maschinist direkt vor Ort sein muss. Statt schwerer Stahlseile kommen leichte Kunststoffseile zum Einsatz, was die Handhabung erheblich erleichtert. Das modulare System kann flexibel an verschiedenen Seilanlagen eingesetzt und auch testweise gemietet werden.

 

Bedeutung für die Forstwirtschaft

 

In Österreichs Bergwäldern, wo etwa 48 % der Landesfläche bewaldet sind, ist die Holzernte in Steillagen eine zentrale Herausforderung. Ab 30 bis 40 Grad Hangneigung sind konventionelle Forstmaschinen nicht mehr einsetzbar. Das „Kraftwerk im Forst“ macht diese schwer zugänglichen Gebiete nicht nur wirtschaftlich erschließbar, sondern verwandelt sie in kleine Kraftwerke.

Die Auszeichnung mit dem Regionalitäts-Preis 2025 unterstreicht, dass nachhaltige Forstwirtschaft und Innovation Hand in Hand gehen können und dabei sogar wirtschaftlicher sein können als traditionelle Methoden.

 

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