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Christbäume aus Österreich
Zwölf Jahre, ein Fest. Die stille Geschichte unseres Christbaums
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Da steht er, ausladend und genau in der richtigen Größe. Er duftet, seine grünen Nadeln glänzen frisch, er ist für sich selbst ein Schmuckstück: Jedes Jahr lassen wir uns von unserem Christbaum verzaubern. Wir wählen ihn sorgfältig aus, stellen ihn auf, so, nein, lieber noch nach rechts und dann gerade und dann … schleicht sich Weihnachten in unser Herz. Spätestens jetzt.
Bis dahin hat unser Baum eine lange Reise hinter sich. Es ist die Geschichten von Geduld, Pflege und überraschend viel Handarbeit.
Jahr 1-2: Die Kinderstube
Die Geschichte unseres Weihnachtsbaums, sagen wir, es ist eine Nordmanntanne, beginnt weit weg – genauer gesagt im Kaukasus. Dort, in den Bergwäldern Georgiens, stehen die Mutterbäume der Nordmanntanne. Männer steigen 30, teils bis zu 40 Meter hohe Stämme hinauf, um die wertvollen Zapfen zu ernten, aus denen später die Samen für österreichische Christbäume gewonnen werden.
Unsere Christbaumbauern säen sie aus, winzige Setzlinge keimen heran. Nach zwei bis drei Jahren in der Baumschule ist unser kleiner Baum gerade einmal 10 bis 20 Zentimeter groß – kaum größer als eine Hand. Die niederösterreichischen Christbaumproduzenten beispielsweise bewirtschaften im Durchschnitt zwei Hektar Ackerfläche auf kleinen Feldern, was eine umweltfreundliche ökologische Produktion ohne chemische Pflanzenschutzmittel begünstigt. Dies ist ohnehin ein Merkmal aller heimischen Christbaumbauern: „Jeder Baum wird über Jahre hinweg sorgfältig gepflegt, geformt und geschützt.”
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Jahr 3-5: Der Umzug aufs Feld
Mit rund vier Jahren ist der Setzling bereit für den großen Schritt: Die Bauern pflanzen sie in eine Christbaumkultur. In Österreich geschieht das vor allem in Niederösterreich, dort liegen über 54 Prozent aller Anbauflächen. Die Steiermark folgt mit rund 17 Prozent, Oberösterreich mit rund 10 Prozent.
Besonders das Waldviertel im südlichen Niederösterreich, entlang der Donau am Jauerling, ist perfekt für Christbäume: Die Böden sind geeignet, es regnet nicht zuviel, es gibt kaum Spätfröste. Hier findet unser Bäumchen seine neue Heimat.
Auf einem Hektar wachsen etwa 6.000 bis 7.000 Bäume. Dicht an dicht, aber mit genügend Abstand, damit jeder Baum sich ganz entfalten kann. Pro Jahr werden nur etwa 10 Prozent der Fläche abgeerntet, der Rest darf weiterwachsen.
Jahr 6-8: Die Jahre der Formung
In diesen Jahren zeigt sich, wie viel Arbeit in einem Christbaum steckt. Das ganze Jahr über ist Handarbeit gefragt: Der Baum wird regelmäßig in Form gebracht. Mit speziellen Scheren wird die Saftzufuhr nahe der Spitze gedrosselt, damit der Baum nicht zu schnell in die Höhe schießt, sondern schön dicht und gleichmäßig wächst. Das ideale Verhältnis: Ein zwei Meter hoher Baum sollte etwa 1,20 Meter breit sein.
Dazu kommt das Ausmähen von Gras und Unkraut zwischen den Reihen. Es gibt sogar Betriebe, die Shropshire-Schafe dafür einsetzen . Diese besondere Rasse frisst alles frisst außer Nadelbäume. Eine sehr nachhaltige Lösung.
Und noch mehr zur Nachhaltigkeit: Ein Hektar Christbaumkultur bindet während der Wachstumszeit von 8 bis 10 Jahren etwa 140 Tonnen CO₂ und erzeugt rund 100 Tonnen Sauerstoffstoff.
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Jahr 9-12: Die Zeit der Entscheidung
In diesen Jahren entscheidet sich, welchen Weg ein Baum nimmt. Nicht jeder schafft es zum „Premium-Christbaum“. Immer wieder fallen Bäume im Laufe der Jahre aus, z.B. durch Witterungsschäden, Schädlinge oder Wuchsfehler.
Unser Baum hat Glück: Er hat Hitzesommer überstanden, Spätfröste haben seine Spitze nicht zerstört, die regelmäßige Pflege hat ihm eine schöne, symmetrische Form gegeben. Schon im Sommer des letzten Jahres wird er markiert: Dieser hier wird’s.
Mit 10 bis 12 Jahren hat er eine Höhe von etwa zwei Metern erreicht. Das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von 25 Zentimetern pro Jahr, wobei die Bäume in den ersten Jahren langsamer wachsen und später an Tempo zulegen.
Der große Tag: November/Dezember
Mit dem ersten Adventwochenende beginnt die Hochsaison für Christbäume. Die Höfe öffnen für den Ab-Hof-Verkauf und die ersten Bäume machen sich auf den Weg zu uns.
In Niederösterreich werden jährlich rund 1,1 Millionen Christbäume geerntet. Insgesamt sind es in Österreich etwa 2,5 Millionen heimische Bäume. Unsere Nordmanntanne ist die unangefochtene Favoritin der Österreicherinnen und Österreicher. Warum? Sie nadelt kaum und ihre Nadeln sind wo weich, dass auch Kinderhände sich nicht daran stechen. Und: Bei guter Pflege hält sie wochenlang.
Und noch mehr zur Nachhaltigkeit: Ein heimischer Christbaum legt im Durchschnitt nur 40 Kilometer vom Feld bis zur Verkaufsstelle zurück. Ein Baum aus Nordeuropa? Oft über 1.000 Kilometer.
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Bei uns zu Hause: Das große Kino
Nach 10 bis 14 Jahren Wachstum, unzähligen Pflegestunden und einer Reise von durchschnittlich 40 Kilometern steht unser Baum nun im Wohnzimmer; bei manchen auch in der großzügigen Halle oder in der gemütlichen Kuchl. So oder so: Er trägt Lichter, Kugeln und vielleicht selbstgebastelte Sterne. Passt der Weihnachtsstern auch wieder drauf?
In dieser Zeit macht unser Baum etwas, was man ihm nicht ansieht: Er verströmt den Duft von Harz und Wald; ein Duft, der für viele Menschen untrennbar mit Weihnachten verbunden ist.
Und dann? Der ganze Kreislauf
Irgendwann nach dem Dreikönigstag kommt der Moment des Abschieds. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende.
In Österreich werden ausgediente Christbäume bei Sammelstellen abgegeben, wo sie im Anschluss gehäckselt und kompostiert werden. Das Häckselgut wird zu wertvollem Kompost verarbeitet oder dient als Brennstoff.
Viele Menschen mit eigenem Garten legen die Zweige als Frostschutz über empfindliche Pflanzen. Manche häckseln den Baum selbst und verwenden die Hackschnitzel als Mulch.
So schließt sich der Kreis: Was als Samen begann und zehn, vielleicht auch 14 Jahre lang in einer österreichischen Christbaumkultur gewachsen ist wärmt uns heute oder kehrt als Nährstoff zur Erde zurück.
Danke, kleiner Baum.
Wenn du das nächste Mal vor deinem Christbaum stehst, weißt du jetzt: Er ist das Ergebnis von Jahren der Pflege, von Handarbeit, von Geduld. Er hat Sommer und Winter erlebt, Stürme und Trockenheit. Er hat CO₂ gebunden und Sauerstoff produziert. Und er hat zehn Jahre lang auf genau diesen Moment gewartet: bei dir und euch zu stehen, an Weihnachten.
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Österreichische Christbäume in Zahlen 2025/26
- Wachstumszeit: 10–14 Jahre bis zur Zimmergröße
- Arbeitsstunden: mehrere Wochen Handarbeit pro Hektar und Jahr
- Bäume pro Hektar: 6.000–7.000
- Heimische Produktion: ca. 2,5 Mio. Bäume pro Jahr in Österreich
- Marktanteil Niederösterreich: über 54 % der Anbauflächen
- Transportweg heimischer Baum: Ø 40 km
- CO₂-Bindung pro Hektar: ca. 140 Tonnen in 10 Jahren
- Christbaumbauern in Österreich: rund 1.000
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