Wie Waldbesitzer:innen und Forstbetriebe durch nachhaltige Non-Wood Forest Products Erträge steigern und Biodiversität fördern können.
Österreichs Wälder liefern weit mehr als Bau- und Brennholz. Nichtholzprodukte (NWFP, Non-Wood Forest Products) – auch Waldnebenprodukte genannt –, umfassen Laub, Knospen, Baumfrüchte, Reisig, Baumwasser und Harze. Diese Ressourcen wurden in der traditionellen Forst- und Landwirtschaft vielfältig genutzt und erfahren heute ein Comeback – sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich.
Frischlaub und Falllaub in der Viehwirtschaft
- Historische Praxis: Schneitelung (regelmäßiger Rückschnitt von Eschen, Linden, Hainbuchen) zur Gewinnung von Laubheu als Raufutter.
- Heutiger Nutzen: Bio-Laubfutter kann bei Wiederkäuern die Mineralstoffversorgung verbessern und Tierarztkosten senken.
- Praktischer Tipp: Ab April/Mai lassen sich Buchen- oder Lindenblätter als Ergänzungsfutter sammeln; im Herbst dient Falllaub als Einstreu.
Speiselaub und Fermentation: Vergessene Nahrungsquelle
Bis ins 19. Jahrhundert gehörte Speiselaub zur Grundversorgung in Österreich. Junge Blätter wurden:
- roh gegessen (z. B. zarte Lindenblätter, säuerliche Buchenblätter),
- getrocknet & gemahlen (Streckmehl für Brot),
- fermentiert (Blatt-Sauerkraut ähnlich wie Kohlgemüse).
Moderne Chancen
- Premium-Produkte für Gastronomie & Feinkost.
- Verwertung der Produkte als regionale Spezialitäten.
Baumerziehung und Schneiteln: Nachhaltige Bewirtschaftung
- Tradition: Schneitelbäume prägten jahrhundertelang die Kulturlandschaft.
- Praxis: Triebe von Eschen, Linden oder Weiden alle 3 bis 7 Jahre schneiden → Laubfutter, Brennreisig und Knospenfutter.
Vorteile
- Kombination mit Holzproduktion.
- Biodiversitätsförderung durch strukturreiche Kronen.
- Längere Baumlebensdauer und Resilienz gegen Sturm.
Schneitelbäume zur Hangsicherung: Ökosystemleistung
- Wurzeln stabilisieren Steilhänge und reduzieren Erosionen.
- Ökonomischer Kombinationsnutzen. So bleiben nicht nur vermeidbare teure Schäden, NWFP generieren auch Zusatzerträge.
Knospen- und Reisignutzung: Kleine Teile, großer Wert
- Knospen & junge Zweige als Futter, Tee oder für Naturmedizin.
- Reisig als Knospenweide, Mulch oder Rohstoff für Extrakte.
- Marktpotenzial: Knospenextrakte für Naturkosmetik können hohe Preise erzielen.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich
- Forstgesetz 1975: NWFP-Nutzung unterliegt dem Nachhaltigkeits-Prinzip.
- Gewerbliche Sammlung erfordert Waldeigentümer-Zustimmung
- Bio-Zertifizierung (AMA) steigert Marktpreise.
- EU-Biodiversitätsstrategie 2030 fördert traditionelle Waldnutzungsformen.
Praktischer Einstieg für Waldbesitzer
- Frühjahrsbegehung: Geeignete Eschen, Linden und Hasel identifizieren.
- Pilotnutzung: 10 % der Blätter pro Baum ernten (kein Schaden am Baum).
- Direktvermarktung testen: Fermentiertes Speiselaub, Tee oder Knospenextrakte.
- Tipp: Kostenlose Beratung bei der Landwirtschaftskammer Österreich.
- Seminare besuchen (z.B. FAST Pichl).
Häufige Fragen zu NWFP
Was sind Nichtholzprodukte (NWFP)?
Alle Produkte aus dem Wald, die nicht aus Stammholz bestehen, z. B. Laub, Knospen, Baumfrüchte, Harze, Reisig, Baumwasser.
Wie können Waldbesitzer in Österreich damit Geld verdienen?
Durch Laubfutter, Knospenextrakte, fermentiertes Speiselaub und Naturprodukte (Tee, Harze, Kosmetik).
Welche ökologischen Vorteile hat Schneiteln?
Es fördert die Biodiversität in unseren Wäldern, stabilisiert Hänge, verlängert die Lebensdauer von Bäumen und ermöglicht multifunktionale Waldnutzung.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten?
Nachhaltige Nutzung ist nach Forstgesetz 1975 erlaubt, gewerbliche Sammlung erfordert Zustimmung des Waldeigentümers.
Waldgeschichten auf Facebook folgen
Waldgeschichten auf Instagram folgen
Waldgeschichten auf LinkedIn folgen
Waldgeschichten auf YouTube sehen