Wenn sich Nebel zwischen die Stämme legt und das Rascheln unter den Füßen lauter wird, bekommt der Wald etwas Mystisches. Nicht nur zu Halloween, sondern in jeder Nacht beginnt hier ein anderes Leben – leiser, wachsamer, erstaunlich aktiv. Nachtaktive Tiere übernehmen die Bühne und nutzen die Dunkelheit für Jagd, Nahrungssuche und lautlose Streifzüge. Einige ziehen sich in ihre Winterhöhlen zurück, aber wer weiß … vielleicht sind sie in der letzten Oktobernacht noch einmal wach …
Die Herrscher der Nacht: Eulen
Der wohl bekannteste Rufer im Dunkeln ist der Waldkauz. Sein „hu-hu-huhuhuu“ durchdringt die Stille und kündigt die Nachtschicht im Wald an. Als häufigste Eulenart Mitteleuropas ist er fast überall zu Hause.
Noch imposanter: der Uhu, größte europäische Eulenart. Seine tiefen, weit tragenden Rufe sind kilometerweit zu hören. Mit bis zu 1,7 m Flügelspannweite ist er ein beeindruckender Jäger – selbst Igel und junge Füchse stehen auf seinem Speiseplan.
Die Schleiereule bevorzugt Waldränder und Kulturlandschaften. Ihr Flug ist gespenstisch lautlos – möglich durch feine Flügelkanten, die den Luftstrom brechen. Eine perfekte Anpassung für die lautlose Jagd.
Säugetiere auf nächtlicher Pirsch
Der Fuchs ist einer der aktivsten Nachtgänger. Seine keckernden Rufe, besonders im Winter, gehören zu den markantesten Geräuschen des Waldes.
Dachse verlassen bei Dämmerung ihren Bau und suchen methodisch nach Regenwürmern – oft verraten sie sich durch Scharren und Schnüffeln.
Wildschweine sind keine reinen Nachtwesen, doch besonders im Herbst wühlen sie bei Dunkelheit nach Bucheckern. Ihre Spuren im Boden erzählen von nächtlicher Betriebsamkeit.
Auch Igel und Marder sind jetzt unterwegs – ebenso der Siebenschläfer, der im Sommer ein erstaunlich wendiger Kletterer ist, bevor er im Herbst wieder in seinen langen Schlaf fällt.
Lautlose Jäger der Lüfte: Fledermäuse
Österreichs Wälder beherbergen zahlreiche Arten – etwa die Kleine Hufeisennase oder die Wasserfledermaus. Sie orten Beute per Ultraschall und jagen mit präzisen Manövern durch das Dunkel. Ihre Rufe liegen jenseits unseres Hörvermögens. Nur mit Detektoren wird sichtbar, wie aktiv die Nacht wirklich ist.
Die kleinen Nachtaktiven
Wenn es feucht ist, werden auch Kröten, Salamander und Laufkäfer munter.
Nachtfalter wie das Wiener Nachtpfauenauge umflattern Waldränder, während Glühwürmchen im Sommer mit ihrem grünlichen Leuchten ganze Lichtspiele inszenieren – Naturmagie ganz ohne Halloween.
Perfekt angepasst an die Dunkelheit
Viele dieser Tiere sehen, hören und riechen besser als wir. Ihre Augen reagieren auf feinste Kontraste, manche orientieren sich allein am Mondlicht. Nachtaktivität schützt sie vor Feinden – und lässt sie in einer Welt leben, die für uns weitgehend verborgen bleibt.
Wenn der Wald still wird und die Dunkelheit sich über die Kronen legt, beginnt ein verborgenes Schauspiel.
Wer sich in einer klaren Herbstnacht hinauswagt, hört vielleicht kein „Süßes oder Saures“ – aber das leise, uralte Leben des Waldes, das jede Nacht aufs Neue erwacht.
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