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Der Wald als Dienstleister
Zwischen Erwartung und Überforderung – zur Forsttagung 2025
Zur Österreichischen Forsttagung
Die Österreichische Forsttagung ist das größte jährliche Branchentreffen der heimischen Forstwirtschaft. Seit 1975 bringt sie Forstleute, Waldbesitzer:innen, Wissenschaft und Politik zusammen – organisiert vom Österreichischen Forstverein in Kooperation mit dem jeweiligen Landesforstverein. Jedes Jahr steht die Tagung unter einem anderen Schwerpunkt: Im Mittelpunkt stehen aktuelle Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversität, nachhaltige Waldbewirtschaftung oder technische Innovationen. Neben Vorträgen und Diskussionen gehören auch praxisnahe Exkursionen zum Programm.
Er soll CO2 binden, Artenvielfalt sichern, Erholungsraum sein und gleichzeitig wertvollen Rohstoff liefern: Der Wald steht heute unter enormem Erwartungsdruck. Begriffe wie „Ökosystemleistungen“ machen deutlich, wie sehr die gesellschaftliche Wahrnehmung sich in den letzten Jahren verändert hat. Der Wald ist nicht mehr nur grünes Rückgrat der Kulturlandschaft, sondern ein multifunktionaler Dienstleister. Doch was bedeutet das für die Forstwirtschaft? Wo liegen die Grenzen? Und wie kann ein Ausgleich zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Anforderungen gelingen?
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Was steckt hinter „Ökosystemleistungen“?
Prof. Dr. Daniela Kleinschmit von der Universität Freiburg widmet sich in ihrem Vortrag auf der Österreichischen Forsttagung 2025 dem zunehmend polarisierten Diskurs rund um die „Ökosystemleistungen“ des Waldes. Denn was aus wissenschaftlicher Sicht ein hilfreiches Ordnungssystem ist, wird in der öffentlichen Debatte schnell zur Projektionsfläche. Wer soll was liefern, wer zahlt dafür, und wer entscheidet darüber? Diese Fragen sind politisch aufgeladen und emotional besetzt.
Mit naturnaher Bewirtschaftung
In der Praxis erleben viele Waldbewirtschafter:innen diesen Wandel ganz konkret. Sie sollen mehr Schutzfunktionen erfüllen, Rückräume für seltene Arten schaffen, Erholungsnutzung gewährleisten und gleichzeitig wirtschaftlich bestehen. Das ist nicht nur eine kommunikative, sondern auch eine operative Herausforderung. Denn nicht alle Leistungen lassen sich gleichzeitig und am selben Ort erbringen. Es braucht Priorisierung, Kompromisse und mitunter auch das Eingeständnis, dass nicht alles gleichzeitig möglich ist.
Dabei ist die Forstwirtschaft Teil der Lösung. Gerade eine naturnahe, multifunktionale Bewirtschaftung ermöglicht es, verschiedene Ökosystemleistungen langfristig zu sichern. Das setzt allerdings voraus, dass forstliches Wissen auch gesellschaftlich anerkannt wird.
Intelligente Synergien schaffen
Der oft propagierte Gegensatz zwischen Nutzung und Schutz greift zu kurz. Vielmehr geht es darum, intelligente Synergien zu schaffen: etwa durch durchdachte Eingriffe, die sowohl Biodiversität fördern als auch wirtschaftlich tragbar sind.
Ein Blick auf die Exkursionen der Forsttagung 2025 zeigt die Vielfalt solcher Ansätze: Im Biosphärenpark Wienerwald wird seit Jahren an einer Balance zwischen Naturschutz und Besucherlenkung gearbeitet. Auf Kleinwaldflächen im Osten stehen klimafitte Baumarten im Fokus, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind. Und in Prozessschutzgebieten wie dem Büllenbachtal oder der Hundsau wird erforscht, wie sich Ökosysteme ohne Nutzung entwickeln – auch das ist Teil des Leistungsspektrums.
Wichtig ist, die Komplexität zu kommunizieren. Viele Ökosystemleistungen sind nicht sofort sichtbar oder schwer zu quantifizieren. Wie misst man Erholung? Wie viel ist Artenvielfalt „wert“? Und wer bestimmt, was Vorrang hat? Die Forsttagung bietet Raum für diesen Diskurs. Sie bringt jene zusammen, die gestalten möchten: aus Praxis, Wissenschaft und Politik.
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Dialog für den Wald und unsere Zukunft
Was es braucht, ist eine gesellschaftliche Allianz für den Wald. Ein gemeinsames Verständnis davon, dass Ökosystemleistungen nicht vom Himmel fallen, sondern Ergebnis bewusster Entscheidungen und langfristiger Bewirtschaftung sind.
Die Österreichische Forsttagung 2025 setzt Impulse für diesen notwendigen Dialog. Sie zeigt, wie komplex die Fragen rund um den Wald geworden sind – und dass einfache Antworten selten weiterhelfen. Der Wald der Zukunft entsteht im Spannungsfeld von Nutzung und Schutz, zwischen Erwartungen und Möglichkeiten. Ihn zu gestalten, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Ob im Kleinwald oder im Nationalpark, ob durch Prozessschutz oder gezielte Nutzung: Der Wald liefert – aber nicht von selbst. Er braucht Menschen, die ihn verstehen, pflegen und weiterentwickeln. Genau diesen Menschen widmet sich die Forsttagung. Und sie macht Mut, Verantwortung zu übernehmen: für den Wald, seine Leistungen und unsere Zukunft.
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