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Mehr Bäume auf dem Acker
Mit Agroforstwirtschaft gegen Klimastress
Agroforstwirtschaft
Agroforst verbindet Ackerbau und Grünland mit Gehölzen: Unter anderem spenden Nussbäume, Sträucher und Pappeln Schatten; sie schützen den Boden und bringen zusätzliche Erträge. Das stärkt die Biodiversität, macht Flächen robuster gegen Trockenheit – und bringt wieder mehr Vielfalt in die Agrarlandschaft.
Zwischen Getreidereihen stehen Walnussbäume, dazwischen Himbeersträucher, und am Feldrand rauscht eine Pappelreihe im Wind – was klingt wie das Idyll eines naturnahen Gartens, ist in Wirklichkeit eine landwirtschaftliche Strategie mit Zukunftspotenzial: Agroforstwirtschaft. Immer mehr Bäuerinnen und Bauern in Österreich setzen auf diese Form der Bewirtschaftung, bei der Bäume gezielt in Acker- und Weideflächen integriert werden.
Die Idee ist nicht neu – im Gegenteil: Früher gehörten Bäume ganz selbstverständlich zum Landschaftsbild bäuerlicher Flächen. Doch mit der Industrialisierung der Landwirtschaft verschwanden sie mehr und mehr. Heute, angesichts der wachsenden Herausforderungen durch Trockenperioden, Bodenerosion und Biodiversitätsverlust, entdecken Pionierbetriebe das Konzept neu – und entwickeln es weiter.
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Praktisch und klimatisch wirksam
Landwirte, die bereits auf Agroforstwirtschaft setzen, sind überzeugt: Diese Form der Bewirtschaftung ist nicht nur gut für die Natur, es hilft auch dem Betrieb. Denn die Bäume bringen Schatten, halten den Boden länger feucht und machen die Fläche vielfältiger.
Zwischen den Baumreihen baut mancher Landwirte Feldfrüchte an – ein Mix, der nicht nur ökologische Vorteile bietet, sondern auch wirtschaftlich interessanter ist als ein reines Erdbeerfeld. So kommt die Biodiversität aufs Feld – mit dem bekannten Vorteil: Je mehr Vielfalt, desto robuster das System.
Unterschiedliche Wege zum Ziel
Agroforstsysteme sind so vielfältig wie die Landschaften, in denen sie entstehen. Schnellwachsende Gehölze wie Pappeln, Erlen oder Weiden finden sich ebenso wie Obst- oder Nussbäume. Entscheidend ist, dass das System an den Standort angepasst ist. „Nur dann funktioniert es langfristig“, betont Theresia Markut vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), die zahlreiche Betriebe in Österreich begleitet. Erst im März 2025 schloss sie das 18-monatige Projekt „Agroforstsysteme: Bestandsanalyse und Beitrag zur Biodiversitätsförderung“ ab
Anders als Windschutzgürtel oder klassische Hecken dienen Bäume im Agroforst nicht nur dem Schutz, sondern auch der Nutzung: Sie liefern Erträge – von Nüssen und Obst bis hin zu Holz für Möbel oder Energie. Gerade Letzteres birgt Potenzial: Holz aus Pappelreihen lässt sich relativ rasch ernten und als erneuerbare Ressource nutzen.
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Was die Forschung sagt
Dass Agroforstsysteme einen positiven Beitrag zur Klimaanpassung leisten können, belegt auch eine Langzeitstudie der Universität Hohenheim. Die Untersuchung zeigt, dass Ackererträge stabiler bleiben – selbst bei unregelmäßiger Wasserversorgung. Auch der Boden profitiert: Durchwurzelte Erdschichten speichern Wasser besser, und die Gefahr von Erosion sinkt.
In Österreich wurden im Rahmen einer umfassenden Bestandsaufnahme 59 landwirtschaftliche Betriebe analysiert, die bereits Agroforstsysteme betreiben – vor allem in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. Die Erkenntnisse fließen in eine digitale Plattform ein, die Betriebe miteinander vernetzt. Der Austausch ist wichtig, denn: Viele stehen noch ganz am Anfang und brauchen Beispiele, an denen sie sich orientieren können.
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Herausforderungen bleiben
Agroforstwirtschaft ist kein Selbstläufer. Die Planung muss sitzen – von der Auswahl geeigneter Baumarten bis zur Abstimmung mit den Erntezyklen der Feldkulturen. So sollte Fallobst beispielsweise nicht auf Getreideflächen landen.
Auch technische Fragen müssen berücksichtigt werden: Wie breit müssen die Baumreihen sein, damit Traktoren durchkommen? Wie hoch müssen die Kronen wachsen, damit Geräte unter den Bäumen hindurchfahren können? Das sogenannte „Asten“, also das Entfernen der unteren Äste, gehört zur regelmäßigen Pflege.
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Ästhetik
Nicht zuletzt spielt auch das Landschaftsbild eine Rolle: Viele Landwirte wollen sich bewusst gegen eine sterile Agrarlandschaft stellen. Es ist ein kleiner, aber sichtbarer Schritt in Richtung einer Landwirtschaft, die Klimaresilienz, Artenvielfalt und Ästhetik nicht als Widerspruch, sondern als Einheit begreift.
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