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Mit dem Engagement der Landwirte zum klimafitten Wald

Zertifikate „Klimafitte Waldgemeinde“ von der LK OÖ vergeben

Im Jahr 2021 rief die Landwirtschaftskammer Oberösterreich eine Waldpflegekampagne ins Leben, einen Wettkampf der Gemeinden um die beste Waldpflege. Nach zwei Jahren harter Arbeit von 20 angemeldeten Ortsbauernschaften können sich drei Sieger-Gemeinden über den Gewinn der ausgeschriebenen Preisgelder freuen: Auf Platz eins ist die Ortsbauernschaft Grein (Bezirk Perg), Platz zwei geht an die Ortsbauernschaft Ungenach im Bezirk Vöcklabruck und Platz drei an die Ortsbauernschaft Wilhering im Bezirk Linz-Land.

Grein besteht zu 43 Prozent aus Wald (das sind 799 Hektar) und 117 Hektar davon befinden sich im pflegefähigen Alter. Die Greiner Bäuerinnen und Bauern haben gemeinsam erfolgreich 18 Hektar gepflegt und erhielten mit dem Zertifikat das Sieger-Preisgeld von 1.000 Euro. Der zweite Platz und somit 500 Euro gehen an die Ortsbauernschaft Ungenach (Bezirk Vöcklabruck). In Ungenach wurden rund 11 Hektar Wald gepflegt. Den dritten Platz holte sich die Ortsbauernschaft Wilhering (Bezirk Linz) mit 17 Hektar gepflegten Flächen. In Wilhering wurde gemessen nach Hektar zwar mehr Wald gepflegt als in Ungenach, dennoch wurde Ungenach vorgereiht, weil dort prozentuell ein höherer Wald-Anteil gepflegt wurde.

„Die frühe Waldpflege ist für einen stabilen und klimafitten Wald essentiell. Das ist auch der Grund dafür, warum die Landwirtschaftskammer OÖ diesen Wettbewerb ins Leben gerufen hat. Um Schadflächen möglichst zu vermeiden, müssen die Wälder frühzeitig gepflegt werden. Diese frühzeitigen Eingriffe in junge Bestände legen den Grundstein für einen stabilen Wald. Hier gilt das Sprichwort: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Besonders freue ich mich, dass die Sieger-Gemeinde aus meinem Heimatbezirk kommt“, betonte Rosemarie Ferstl, die Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer bei der Zertifikats-Übergabe in Grein.

Um das Zertifikat „klimafitte Waldgemeinde“ zu erhalten, mussten die teilnehmenden Ortsbauernschaften folgende Kriterien erfüllen: Information und Motivation der Bäuerinnen und Bauern in der Ortsbauernschaft, Durchführung einer Fachveranstaltung zum Thema Waldpflege gemeinsam mit einem Förster der Landwirtschaftskammer OÖ sowie die Pflege von mindestens 15 Prozent der Dickungen in den Gemeinden. Alle Teilnehmer, die die drei Teilnahmekriterien erfüllt haben, erhalten das Zertifikat „Klimafitte Waldgemeinde“. Bislang sind das die Ortsbauernschaften Grein, Ungenach und Wilhering, andere arbeiten noch an der Waldpflege und werden das Zertifikat vermutlich im Laufe des heurigen Jahres erhalten.

In einem großen Forstbetrieb kümmert sich meist ein Förster um die Waldpflege. Es wird jedoch nicht jeder Wald von einem Förster betreut. In den Wäldern der bäuerlichen Grundbesitzer kümmern sich meist die Landwirte neben ihren Tätigkeiten auf dem Hof selbst um ihren Wald. Für fachlichen Rat rund um den Wald stehen die Förster der Landwirtschaftskammer den Waldbesitzerinnen und -besitzern zur Seite.

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Übergabe des Zertifikats an die Ortsbauernschaft Grein, v.l.n.r.: Stefanie Brandstetter (Praktikantin LK OÖ), Markus Gemander (Forstberater Bezirk Perg), LK-Vizepräsidentin Rosemarie Ferstl, Ortsbauernobmann Bernhard Lengauer, Ortsbäuerin und Ehemann Carmen & Franz Kranzl, BBK Obmann Christian Lang und Waldbesitzerin Theresa Kühberger

Stetige Waldpflege als Schlüssel in der Klimakrise

Bäume brauchen Platz, Licht und genügend Wasser, um sich gesund entwickeln zu können. Eine ausgewachsene Lärche benötigt etwa acht Meter Abstand zu ihrem Nachbarn, das sind 64 Quadratmeter. Da ein Baum ständig wächst, muss ihm von Zeit zu Zeit mehr Platz gegeben werden. In der Waldwirtschaft sollte der Waldbesitzer in der Regel alle fünf Jahre seinen Wald pflegen. Man beginnt mit der Kulturpflege. Hier werden junge Pflanzen gepflegt, sodass sie nicht von anderen Pflanzen wie z.B. Brombeeren überwuchert werden.

Einige Jahre darauf folgt die Dickungspflege. Als Dickungen gelten Wälder mit Bäumen in einer Höhe von bis zehn Meter und einem Durchmesser von ca. zehn Zentimetern. Hier wird den gesündesten Mischbäumen zu mehr Platz verholfen. Die letzte Pflegemaßnahme ist die Durchforstung. Diese wird im besten Fall alle fünf Jahre durchgeführt. Bei der Durchforstung werden die besten Bäume als Zukunftsbäume markiert und umliegende Bäume, die das Wachstum des Zukunftsbaums behindern, werden entfernt. In der Regel werden jedoch alle fünf Jahre nur ein oder zwei Bedränger pro markiertem Zukunftsbaum entnommen.

Geplfegter Wald, Grein

Projekt: Klimafitte Waldgemeinde

Johanna erklärt uns heute das Projekt „Klimafitte Waldgemeinde“, dass seit 2021 eingerichtet ist.

Ziel diese Projektes ist es, Waldbesitzer:innen zu motivieren, 15 % ihrer Dickungsflächen zu pflegen und klimafit zu machen. Eine Dickung ist ein Bestand mit einer Höhe zwischen 0 und 10 Meter und die Bäume stehen sehr dicht. Da Bäume aber Platz zum Wachsen brauchen, müssen dann dementsprechend Zukunftsbäume ausgewählt und störende, konkurrierende Bäume entfernt werden, damit diese Zukunftsträger ausreichend Licht, Wasser und Nährstoffe erhalten.

Wilhering, eine klimafitte Waldgemeinde

Stefan ist Ortsbauernobmann in Wilhering und hat mit seiner Gemeinde am Projekt „Klimafitte Waldgemeinde“ teilgenommen. Insgesamt haben sich aus Wilhering rund 15 Waldbesitzer:innen beteiligt.

Im projektinternen Ranking haben sie den 3. Platz erreicht. Insgesamt haben sie 17 ha Dickungsflächen gepflegt und klimafit gemacht. In diesem Ackerbau dominierten Gebiet steht die Dickungspflege oft nicht ganz oben auf der ToDo Liste, auch aufgrund der meist kleineren Waldflächen. Umso erfreulicher ist es, dass Stefan seine Landwirt:innen motivieren hat können und die grüne Lunge von Wilhering klimafit bewirtschaftet wird.

Ohne Fleiß keine klimafitten Wälder

Stefan ist Ortsbauernobmann in Wilhering und hat mit seiner Gemeinde am Projekt „Klimafitte Waldgemeinde“ teilgenommen. Insgesamt haben sich aus Wilhering rund 15 Waldbesitzer:innen beteiligt.

Im Vorfeld gab es ein Beratungsgespräch und eine Besichtigung der Flächen, um festzustellen, welche Tätigkeiten durchzuführen sind. Stefan ist es wichtig der Bevölkerung zu zeigen, dass Waldbewirtschaftung mehr als nur Bäume umschneiden oder Bäume pflanzen ist. Denn gepflanzte Bäume müssen auch gepflegt werden, dass sie in Zukunft stattliche Individuen werden können und sich ein klimafitter Wald für die nächsten Generationen einstellen kann.

Ohne die aktive Bewirtschaftung der Familienwaldbetriebe würde zwar auch ein Wald entstehen, aber durch den unermüdlichen Einsatz der Bewirtschafter:innen entsteht ein Wald, der alle Funktionen erfüllt, die die Gesellschaft vom Wald erwartet. Vom Holz über Biodiversität bis hin zum Erholungsraum.

Können wir die Funktionen des Waldes auch im Klimawandel sichern?
Typisch Wald!?
Innovative Schulunterlage: Wald 3D: Draußen, Drinnen, Digital

Zum Nachlesen

Quellen

  • Landwirtschaftskammer Oberösterreich

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