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Holzwerkstoffe in Österreich: Vom Wald zur Hightech-Industrie
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Vom Wald zur Wertschöpfung – Holz als Rohstoff der Zukunft
Österreichs Wälder sind weit mehr als nur eine idyllische Kulisse: Sie sind Rohstoffquelle, Klimaschützer und Innovationsmotor zugleich. Mit einer Bewaldung von gut der Hälfte der Landesfläche und einem jährlichen Zuwachs von rund 29 Mio. m³ Holz bildet das Land die Basis einer der nachhaltigsten Wertschöpfungsketten Europas.
Nur rund 26 Mio. m³ werden tatsächlich geerntet – das entspricht etwa 89 % des jährlichen Zuwachses. Damit wächst der Holzvorrat stetig an. Seit dem Forstgesetz von 1853 (modernisiert 1975) steht diese Balance zwischen Nutzung und Schutz im Zentrum der österreichischen Forstwirtschaft.
Darauf baut die Holzwerkstoff-Industrie auf – eine Branche, die aus heimischen Ressourcen Produkte für Bau, Möbel und Zukunftstechnologien fertigt. Mit mehr als 1.300 Betrieben, rund 9 Milliarden Euro Produktionswert und mehr als 25.000 Beschäftigten zählt sie zu den wichtigsten Industriezweigen des Landes.
Quellen: Holzindustrie Österreich, Landwirtschaft verstehen, Waldverband, Steirischer Bauernbund
Von der Nachhaltigkeit zur Innovation
Gestern – die Wurzeln
Im 19. Jahrhundert führten Bergbau und Industrialisierung zu dramatischen Waldverlusten. Das 1852 erlassene Reichsforstgesetz von Kaiser Franz Josef I. legte den Grundstein für nachhaltige Waldbewirtschaftung – und prägte den Begriff Nachhaltigkeit lange bevor er modern wurde.
Heute – Innovation und Verantwortung
Trotz schwächerer Baukonjunktur und neuer regulatorischer Anforderungen durch die EU-Entwaldungsverordnung bleibt Österreichs Holzindustrie robust: exportstark, innovationsgetrieben und fest in der nachhaltigen Nutzung heimischer Ressourcen verwurzelt.
Morgen – die biobasierte Zukunft
Neue Technologien machen den Werkstoff Holz noch klimafitter: Forschende der Holzforschung Austria und der Fraunhofer-Institute entwickeln biobasierte Klebstoffe und Verfahren, die ohne fossile Bindemittel auskommen. Projekte wie insiGlue beispielsweise nutzen holzeigene Bindekräfte, um Platten künftig ganz ohne Kunstharz zu fertigen.
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Das Produkt-Portfolio der Holzwerkstoff-Industrie
Klassische Holzwerkstoffe
- Spanplatten: Kernprodukt Seit Mitte des 20. Jahrhunderts; heute mit emissionsarmen Bindemitteln.
 - MDF/HDF-Platten: Feine Holzfasern, ideal für präzise Oberflächen im Möbel- und Innenausbau.
 - OSB-Platten: Ausgerichtete Späne, hohe Tragfähigkeit, beliebt im ökologischen Hausbau.
 - Sperrholz: Kreuzweise verleimt, stabil und leicht, eingesetzt im Fahrzeugbau und für Schalungen.
 
CLT – Die österreichische Erfolgsgeschichte
Cross-Laminated Timber (CLT) wurde in den 1990er-Jahren in Österreich entwickelt und hat den modernen Holzbau revolutioniert.
- 1994: Pionierarbeit von Gerhard Schickhofer (TU Graz)
 - 1999: Erstes CLT-Werk in Katsch
 - 2002: Erste nationale CLT-Richtlinie als Qualitätsstandard
 - 2019: Marcus-Wallenberg-Preis für Schickhofer
 
Heute zählt Österreich zu den Weltmarktführern – mit Herstellern wie KLH, binderholz, Stora Enso Österreich, Mayr Melnhof Holz
Leuchtturm-Projekte: HoHo Wien (24 Geschosse) und Ascent Milwaukee (25 Geschosse).
Bild: CLT im Holzbau
Innovative Spezial-Lösungen
Die österreichische Holzwerkstoffindustrie bietet maßgeschneiderte Lösungen – für Bau, Innenausbau und Möbelindustrie.
Für den Bau
Für den Innenausbau und die Möbelindustrie
- Dekorplatten in großer Designvielfalt
 - Antibakterielle Oberflächen
 - Akustikpaneele, z.B. von WoodUp, Trikustik, Frischeis, trumer Holz
 
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Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor
Nachhaltigkeit prägt in Österreich die gesamte Wertschöpfungskette – vom Wald bis zum fertigen Holzwerkstoff. Wenn möglich, wird in einer geschlossenen Kaskadennutzung jeder Teil des Baumes genutzt: Schnittholz für Bau, Sägenebenprodukte für Plattenwerkstoffe, Recycling von Altholz und Reststoffe für erneuerbare Energie.
Nachhaltige Forstwirtschaft
Die österreichische Forstwirtschaft setzt weltweite Standards
- Forstgesetz seit 1853: Eines der ältesten und strengsten weltweit
 - 81 % Privatwald: Verantwortungsvolle Bewirtschaftung durch Generationen
 - PEFC-Zertifizierung: Teilnahme für alle Waldbesitzer:innen kostenlos
 - Klimaanpassung: „Wald der Zukunft“-Programme und Forschung
 
Zertifizierungen
PEFC (dominierend in Österreich)
Laut PEFC sind bereits mehr als 80 % der österreichischen Wälder PEFC-zertifiziert (Stand: 11/2024).
Das bedeutet:
- Holz und Holzprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft
 - Jährliche Audits
 - PEFC steht dabei für Seriosität und Unabhängigkeit
 
FSC (für internationale Märkte) Forest Stewardship Council
- Strenge ökologische und soziale Standards
 - Wichtig für Exportmärkte
 
Zukunftstechnologien in der Holzwerkstoff-Industrie
Digitalisierung, Robotik und KI verändern die Produktion grundlegend. Digitale Zwillinge, lernende Systeme und vorausschauende Instandhaltung machen Fertigungslinien effizienter, flexibler und nachhaltiger.
Aktuelle Entwicklungen
- Digitale Zwillinge der Produktion (proHolz, FFG Projektdatenbank, Taylor & Francis)
 - KI-gestützte Qualitätskontrolle (MDPI (Advancing Open Science)
 - Vorausschauende Instandhaltung (Science Direct, Predictive Maintenance)
 - Robotik und Automatisierung in der Fertigung (GAO RFID Corp.)
 - Forschung für Lasertechnologie für Präzisionsbearbeitung (Cornell University)
 
Weiterführende Quellen: Research Gate, Cornell University
Die Vorteile im Überblick
- Losgröße 1: Digitale Vernetzung ermöglicht individuelle Zuschnitte ohne Rüstzeiten
 - Reduzierter Verschnitt: KI-Software und Sensorik optimieren Rohstoffausnutzung
 - 24/7-Produktion: Automatisierte Werke mit Predictive Maintenance minimieren Ausfälle
 - Konstante Qualität: Echtzeit-Kontrolle durch KI sorgt für gleichbleibend hohe Präzision.
 
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Forschung und Kompetenzzentren
TU Graz – Institut für Holzbau und Holztechnologie
Leitend in Forschung und Normung rund um Brettsperrholz (CLT), Holzbau und Materialverhalten.
Hier wurde unter Prof. Gerhard Schickhofer die erste CLT-Richtlinie (2002) entwickelt und die internationale Standardisierung vorbereitet.
BOKU Wien – Universität für Bodenkultur, Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe
Schwerpunkte: Holzchemie, Holzwerkstoffe, Klebstoffe, biobasierte Materialien und Life-Cycle-Assessment.
Holzforschung Austria (HFA)
Größtes außeruniversitäres Forschungsinstitut für angewandte Holzforschung im deutschsprachigen Raum.
Tätig in Materialprüfung, Produktentwicklung, Bauphysik und Zertifizierung (z. B. CE-Prüfungen, Brandschutztests).
Wood K plus – Kompetenzzentrum Holz / Kompetenzzentrum Holzverbundwerkstoffe
Fokus auf Verbundwerkstoffe, Faserstoffe, Biopolymere und nanotechnologische Anwendungen im Holzbereich.
Standorte u. a. Linz, Tulln, St. Veit an der Glan.
Fraunhofer WKI – Wilhelm-Klauditz-Institut (Deutschland)
Langjähriger Kooperationspartner österreichischer Forschungseinrichtungen (BOKU, Wood K plus) bei biobasierten Klebstoffen, Lignin-Harzen und Emissionsanalytik.
Ausblick 2030 – Holz als Hightech-Werkstoff
Die österreichische Holzwerkstoff-Industrie steht vor einer vielversprechenden Zukunft., angetrieben von globalen Megatrends
Wachstumstreiber
- Dekarbonisierung: Holz als CO₂-neutraler Baustoff
 - Urbanisierung: Bedarf an nachhaltigem Wohnraum
 - Kreislaufwirtschaft: Holz als perfekter Kreislaufwerkstoff
 - Digitalisierung: Neue Geschäftsmodelle
 - Bioökonomie: Vollständige Nutzung biogener Ressourcen
 
Strategische Ziele
- Fortsetzung der digitalen Transformation
 - Entwicklung intelligenter Holzprodukte
 - Erschließung neuer Märkte und Anwendungen
 - Ausbau der Kreislaufwirtschaft (mit biobasierten Klebstoffen)
 - Intensivierung der Forschungskooperationen
 - Waldumbau zu klimaresilienten Mischwäldern
 
Aus Holz. Für die Zukunft. Die Branche zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung in Österreich längst Hand in Hand gehen.
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Rechte & Produktion
© 2024 Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein – Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschaftskammer Österreich
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