© 2025 Adobe Stock, DZiegler
Was im Labor, im Wald selbst und mithilfe digitaler Tools beginnt, kann Ihren Wald stabiler und wertvoller machen. Forschungsprojekte von BFW und BOKU liefern konkrete Werkzeuge und Empfehlungen, finanziert mit mittlerweile 430 Millionen Euro aus dem Waldfonds. Erfahren Sie hier, was davon direkt in Ihrem Wald ankommt.
© 2025 Adobe Stock, Tohirin_ThaherAF
Warum Forschung für Ihren Wald wichtig ist
Viele Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer stellen sich die Frage, auf welche Baumarten und Herkünfte sie künftig setzen sollen. Die Antwort ist komplex: Bäume, die heute keimen, werden bereits im mittleren Alter in einem veränderten Klima leben. Manche Standorte werden nicht mehr dieselben Bedingungen aufweisen, wie sie zur Zeit der Pflanzung oder Keimung geherrscht haben.
Genau hier setzt die Forschung an. Der Waldfonds wurde 2021 von der Bundesregierung initiiert, zunächst mit 350 Millionen Euro, dann aufgestockt auf insgesamt 430 Millionen Euro. Die Maßnahmen zielen auf die Entwicklung klimafitter Wälder, die Förderung der Biodiversität im Wald und auf eine verstärkte Verwendung des Rohstoffes Holz ab. Ein wesentlicher Teil davon fließt in Forschungsprojekte, deren Ergebnisse direkt in der Praxis landen – als Tools, Empfehlungen und Beratungsangebote, das Waldbesitzern und allen, die im Wald und mit dem Wald arbeiten, zugute kommt.
Was ist WaldFIT?
Im Projekt WaldFIT werden neue Optionen für die Klimafitness künftiger Wälder erforscht. Dabei steht die künftige Eignung von forstlichem Vermehrungsgut aus dem Ausland unter sich ändernden Klimabedingungen im Fokus, um daraus Herkunftsempfehlungen für die Praxis ableiten zu können.
Konkret testet das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) Fichten aus Südosteuropa: aus Bulgarien, Rumänien, Serbien, der Slowakei und Polen. Das Forscherteam geht von der Hypothese aus, dass die Fichte an ihrer südöstlichen natürlichen Verbreitungsgrenze spezifische Anpassungen entwickelt hat, um lange Dürreperioden zu überstehen. Im Herbst 2025 wurden 8 bis 12 Herkunftsversuche eingerichtet. Weitere Flächen werden gesucht, weitere Informationen dazu gibt es hier.
Auch für Bergahorn werden mindestens drei Herkunftsversuche angelegt, auf denen sowohl österreichische Plantagenherkünfte als auch Herkünfte aus Südosteuropa getestet werden. Das langfristige Ziel: die künftige Anbaueignung für Österreich ableiten.
Foto: Fichte
© 2025 Adobe Stock, joerghartmannphoto
© 2025 Adobe Stock, Kirill
Was ist Assisted Migration?
Assisted Migration (unterstützte Migration) ist eine Strategie, bei der jene Baumarten und Samenherkünfte ausgewählt werden, die am besten an die zukünftigen Klimabedingungen angepasst sind, selbst wenn diese Herkünfte aus geografisch weit entfernten Regionen stammen.
Eine Studie des BFW, veröffentlicht im Juli 2024 in Nature Climate Change, zeigt: Die Wirkung der europäischen Wälder als Kohlenstoffsenke könnte bis zum Ende des Jahrhunderts erheblich abnehmen, wenn bei der Wiederaufforstung nur auf lokales Saatgut aus der Region gesetzt wird.
Praxisbeispiel Tanne: Tannenherkünfte aus Kalabrien werden für österreichische Standorte getestet, weil sie an wärmere und trockenere Bedingungen angepasst sind.
Foto: Tanne
Was ist FORSEE?
Das Projekt FORSEE (Laufzeit 2021–2024, BOKU/BFW/ÖBf) untersuchte Saatgutproduktion, -qualität und genetische Vielfalt. Die Ergebnisse sollen die Bereitstellung von hochwertigem und anpassungsfähigem Saatgut verbessern.
Zentrale Erkenntnisse
- Ergebnis: Ältere Bestände (150+ Jahre) haben höhere Keimraten
Bedeutung für die Praxis: Beerntung alter Bestände bevorzugen - Ergebnis: Größere, weniger isolierte Populationen = weniger Inzucht
Bedeutung für die Praxis: Auf Bestandsgröße achten - Ergebnis: Samenplantagen liefern besseres Material als natürliche Bestände
Bedeutung für die Praxis: Zertifiziertes Pflanzgut nutzen - Ergebnis: Standortspezifische Saatgut-Prognosen mit 1-Jahres-Horizont möglich
Bedeutung für die Praxis: Bessere Planung für Baumschulen und Waldbesitzer:innen
Weitere Informationen auch über DaFNE, ein Projekt des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft
Bild: Baumschule
© 2025 Adobe Stock, photocrew
© 2025 Adobe Stock, Countrypixel
Welche Tools gibt es für Waldbesitzer:innen?
Baumartenampel
Das BFW hat mit der österreichweiten Baumartenampel ein sehr hilfreiches Tool entwickelt:
Farbe/Bedeutung
🟢 Grün: Hohe Wahrscheinlichkeit, dass die klimatischen Bedingungen passen
🟡 Gelb: Mittlere Eignung
🔴 Rot: Von dieser Baumart wird abgeraten
Wichtig: Die Einschätzungen beziehen sich auf das Klima 2080–2100 und unterstellen eine Erwärmung von 2–2,5 °C. Für jedes der neun Hauptwuchsgebiete in Österreich gibt es eine eigene Ausgabe.
→ Online: klimafitterwald.at/baumarten
→ Broschüre bestellen: klimafitterwald@bfw.gv.at
Herkunftsberatung
Diese Online-Plattform basiert auf dem Register der zugelassenen Plantagen und Saatguterntebestände des Bundesamtes für Wald.
So funktioniert’s:
- Einstieg über Katastralgemeinde oder gewünschte Baumart
- System zeigt Wuchsgebiet und Höhenstufe an
- Verfügbare Beerntungen werden angezeigt
- Zulassungszeichen und Stammzertifikate abrufen
- Mit diesen Daten bei Baumschulen nachfragen
→ Online: herkunftsberatung.at
Dynamische Waldtypisierung in der Steiermark
Mit der Dynamischen Waldtypisierung liefert ein europaweit einzigartiges Forschungsprojekt konkrete Empfehlungen für die Baumartenwahl. Mehr als 100 Wissenschaftler:innen haben Tausende Standorte untersucht, Bodendaten erhoben und Klimaszenarien bis zum Jahr 2100 berechnet. Das Ergebnis: Für jeden Waldstandort zeigt das Tool, welche Baumarten unter den jeweiligen Klimabedingungen geeignet sind und zwar aus einem Pool von bis zu 40 Arten.
So funktioniert’s:
- Standort im Digitalen Atlas eingeben
- Klimaszenario wählen (mäßig oder stark)
- Empfehlungen für bis zu 40 Baumarten abrufen
- Themenkarten zu Boden, Klima und Eignung nutzen
Wichtig: Die Baumartengrenzen werden sich um 500 bis 1.000 Höhenmeter verschieben, damit ist die Fichte von heute ist möglicherweise nicht mehr die richtige Wahl für morgen.
→ Online: waldtypisierung.steiermark.at
Alle Ergebnisse stehen kostenlos zur Verfügung. Das Tool soll es künftig auch für andere Bundesländern geben.
Wie lese ich Herkunftsempfehlungen richtig?
Bei der Auswahl von Pflanzgut sollten Sie auf folgende Punkte achten:
- Die Herkunft muss zum Wuchsgebiet und zur Höhenlage passen.
- Die verwendeten Herkünfte müssen den Empfehlungen des Bundesamtes für Wald entsprechen.
- Das Zulassungszeichen des Bestandes gibt Auskunft über Qualität.
- Das Stammzertifikat dokumentiert die genaue Herkunft.
Bild: Mischwald
© 2025 Adobe Stock, focus finder
© 2025 Adobe Stock, johndwilliams
Welche Förderungen gibt es?
Im Rahmen des Waldfonds (Maßnahme 2: Regulierung der Baumartenzusammensetzung) werden gefördert:
- Aufforstungen und Nachbesserungen
- Kulturpflege nach Aufforstung
- Maßnahmen gegen Wildschäden (Zäunung)
- Jungbestandspflege und Durchforstung
- Einleitung der Naturverjüngung
- Maßnahmen zur Verbesserung genetischer Ressourcen
Förderkonditionen
Förderobergrenze: max. 200.000 € pro Bundesland und Förderwerber
Förderuntergrenze: 1.000 € anrechenbare Kosten
Pflanzenauswahl: >75% müssen sich an der natürlichen Waldgesellschaft orientieren
Ausländische Baumarten: max. 25% der gepflanzten Pflanzenzahl
Genehmigungen möglich bis: 31. Jänner 2027
Auszahlungen möglich bis: 31. Jänner 2029 (Maßnahmen 1–6)
→ Anträge: waldfonds.at (Online-Antragstellung)
Wo gibt es Beratung?
- BFW-Herkunftsberatung: Bundesforschungszentrum für Wald BFW
- Regionale Beratung, Förderanträge: Bezirksforstinspektionen
- Forstprogramm, Förderberatung, Beratungsbestätigungen: Landwirtschaftskammern Österreich
- Praktische Umsetzung, Gruppenprojekte: Waldverbände
© 2025 Adobe Stock, momius
© 2025 lovelyday12
Jetzt handeln und den Wald klimafit machen!
Viele Forschungsergebnisse sind da und es wird weitergeforscht für den österreichischen Wald. Jetzt geht es um die Umsetzung. Mit der Baumartenampel und der Herkunftsberatung stehen kostenlose Tools zur Verfügung, die auf jahrelanger Forschung basieren. Die Waldfonds-Förderungen unterstützen die praktische Umsetzung.
Ihr nächster Schritt: Prüfen Sie mit der Baumartenampel, welche Arten für Ihre Flächen geeignet sind, und informieren Sie sich über passende Herkünfte auf herkunftsberatung.at.
Zum Weiterlesen
Zum Nachlesen
Rechte & Produktion
© 2024 Die österreichischen Familienwaldbetriebe & Österreichischer Forstverein – Unterstützt durch den Holzinformationsfonds der Landwirtschaftskammer Österreich
Redaktion
Wir haben sorgfältig recherchiert und Informationen zusammengetragen. Wenn ihnen dennoch etwas auffällt, was sie ändern würden oder etwas zu ergänzen wäre, bitten wir sie, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir freuen uns über ihre Rückmeldung und Anregungen.



