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Die Kiefer als „Brotbaum des historischen Zeidler Handwerks“
Ein Fachbeitrag von Martin Größel
Die Zuverlässigkeit der Kiefer, Stürmen zu trotzen, und ihre hervorragenden Holzeigenschaften sind seit Jahrhunderten bekannt und führten bereits im Frühmittelalter die Zeidlerei zu ihrer Blüte. Auch heutzutage lassen sich wunderbare Bienenbehausungen aus diesem Material fertigen, sodass zunehmend Bienenschwärme ihren Weg zurück in die Wälder antreten.
Die Zeidlerei als Nebennutzungsform der Waldwirtschaft findet in unseren heutigen Beständen keine Anwendung mehr und ist nahezu in Vergessenheit geraten. Dabei verhalf sie im Frühmittelalter einigen Städten und Regionen zu beachtlichem Wohlstand und sicherte den Bedarf an Honig und Wachs, vor allem für die Klöster und Kirchen, aber auch als Handelsware.
Es wurden aktiv Höhlungen in Bäumen angelegt, um Bienenvölkern einen Lebensraum zu bieten und einen regelmäßigen Ertrag an Honig und Wachs sammeln zu können. Diese Beuten wurden generationsübergreifend genutzt und das Wissen um die Techniken und das Handwerk der Zeidler von Alt an Jung weitergegeben. Grundvoraussetzung für die Anlage einer Beute war ein dauerhafter und gut zu bearbeitender Rohstoff, diesen fanden die Zeidler zumeist in der stabilen und omnipräsenten Kiefer.
Die Kiefer ist auch als Föhre, Forche, Dale und Kienbaum bekannt und ist meist ein 25 – 40 m hoher Waldbaum, mit einem hohen astfreien Stamm und einer knorrigen Krone. Die Kiefer kommt überall in Mitteleuropa vor und ist vorherrschend in Russland, Polen und Skandinavien.
Die slawischen Länder sind auch der Ort an dem das Zeidlerhandwerk perfektioniert und intensiv Betrieben wurden. Nur in Shulgan Tash, heute ein Nationalpark in der Region Baschkortostan, im russischen Uralgebirge, konnte das Handwerk überdauern und wird seit Jahrhunderten durchgängig betrieben. Dies ist auch der Ausgangspunkt heutiger Bemühungen, die Zeidlerei und vor allem die Biene wieder zurück in die mitteleuropäischen Wälder zu bringen. Besonders die polnischen Staatsforsten versuchen seit nunmehr über zehn Jahren, die Zeidlerei wieder aktiv in den Wäldern zu betreiben.
Die wichtigste Anforderung an einen geeigneten Zeidelbaum ist die Dimension, um ein geeignetes Volumen der Höhlung zu gewährleisten, aber auch die Standsicherheit des Baumes nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Die Beute wird mit Schlagwerkzeugen in den Stamm gehauen, das gut mit der Hand zu bearbeitende Kiefernholz erleichtert dabei die schwere zeitaufwändige Arbeit.
Die optimale Höhe einer solchen Behausung befindet sich bei fünf bis sechs Meter des Baumes. Um diese Stellen zu erreichen, wurden teilweise Tritte in die Rinde geschlagen und sich mit einem um den Stamm liegenden Seil gesichert. Die starke und widerstandsfähige Borke der Kiefer ist optimal geeignet, um solch einer Bearbeitung zu trotzen. Es wurden auch primitive Seilklettertechnik und Leitern benutzt, um die Bäume zu erklimmen und kleine Plattformen errichten.
Durch ihre immense Pfahlwurzel ist die Kiefer sehr sturmsicher. Ein solcher Baum konnte von vielen Generationen genutzt werden, wodurch der Honigertrag den Rohstoffwert eines solchen Baumes bei weitem übertraf. Falls es doch vorkam, dass ein Zeidelbaum geworfen wurde, sägte man die Beute aus dem Stamm heraus, um sie wieder in einem anderen Baum aufzuhängen und weiter als Bienenbehausung zu nutzen.
Zum einen diente die erhöhte Position dazu, die Plünderung der Beuten durch Bären vorzubeugen, zum anderen war es aber auch der natürliche Lebensraum der Biene, die ursprünglich als Waldtier in hohlen Baumstämmen lebte und somit ist die erhöhte Position sicherlich dem Wesen und der Gesundheit der Bienen förderlich. Aus diesem Vorgang heraus umgefallene Zeidlerbäume weiterzunutzen, entwickelte sich die Technik Beuten am Boden zu fertigen und diese sogenannten Klotzbeuten in Bäumen aufzuhängen.
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Quellen
- Martin Größel ist Teamleiter des Baumkletterteam Vogtland, ausgebildeter Forstwirt, zertifizierter Baumkletterer (SKT-B) sowie anerkannter Baumkontrolleur nach VTA. Zudem ist er leidenschaftlicher Kettensägenschnitzer und Waldpädagoge.
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