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Bodenpilze und der Klimawandel

Eine Zusammenfassung von Johannes Leeb der Publikation „Bodenpilze reagieren empfindlich auf den Klimawandel, Bündner Wald: Waldbiodiversität, Jahrgang 74“

Beim Stichwort Pilze werden viele Leute zuerst an die farblich markanten Fliegenpilze oder die bekannten Speisepilze denken, welche vor allem im Herbst in den Wäldern aus dem Boden sprießen. Dabei sind die gut sichtbaren Fruchtkörper der Pilze nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Denn die Fruchtkörper machen nur einen geringen Anteil der Biomasse des gesamten Pilzorganismus aus. Der Großteil der Biomasse der Pilze befindet sich in Form eines Pilzgeflechts im Boden und bleibt für das menschliche Auge damit im Verborgenen. Pilze weisen zudem eine hohe Artenvielfalt auf. Viele Pilzarten sind noch unerforscht und ihre Funktion ist nicht bekannt.

Funktionen von Pilzen

Im Waldökosystem erfüllen Pilze wichtige Funktionen. Neben der Versorgung von Bäumen mit lebensnotwendigen Nährstoffen und Wasser nehmen sie beim Abbau des Holzes eine entscheidende Rolle ein. Durch die Zersetzung des Holzes und die damit verbundene Freisetzung von im Holz gebundenen Nährstoffen tragen sie zu einem Funktionieren des Nährstoffkreislaufes bei. Auch bei der Speicherung von Kohlenstoff im Boden kommt den Pilzen eine wichtige Funktion zu, indem die abgestorbene Pilzbiomasse nur langsam abgebaut wird.

 

Klimaerwärmung

Das Vorkommen von Pilzarten wird durch die Standortverhältnisse beeinflusst, welche unter anderem wiederum vom Klima abhängig sind. Durch die voranschreitende Klimaerwärmung könnte sich die Artenzusammensetzung der Pilze im Waldboden ändern. Eine durchgeführte Studie in der Schweiz legt diese Schlussfolgerung nahe. In der Studie wurde eine Erwärmung von 4 °C über mehrere Jahre hinweg simuliert, indem die oberste organische Bodenschicht unter einem Wald mittels Heizkabeln erwärmt wurde. Dies bewirkte eine Änderung der Artzusammensetzung der Pilze. Eine Pilzart verschwand fast vollständig, wohingegen andere Arten häufiger vorkamen. Auf den Kontrollflächen ohne simulierte Erwärmung zeigte sich keine Änderung der Artzusammensetzung.

Die Änderung der Artenzusammensetzung dürfte auf eine Veränderung der Nährstoffkreisläufe infolge des Temperaturanstiegs zurückzuführen sein. Steigende Temperaturen führten dazu, dass die im Boden lebenden Mikroorganismen mehr organische Substanz zersetzten und deshalb mehr Stickstoff zur Verfügung stand. Einige Pilzarten kommen mit der höheren Stickstoffverfügbarkeit besser zurecht als andere, was letztendlich zur Änderung der Artenzusammensetzung führt.

 

Trockenheit

Neben dem Temperaturanstieg könnte der Klimawandel auch zum Auftreten längerer Trockenperioden führen. Die Trockenheit wirkt sich ebenfalls auf das Vorkommen von Bodenpilzen aus.

Eine Untersuchung aus der Schweiz zeigte eine Zunahme der Größe des pilzlichen Netzwerks und der Anzahl der Pilzfruchtkörper auf einem trockenen Waldstandort, welcher künstlich bewässert wurde, im Vergleich zu dem natürlich trockenen Standort. Einige Pilzarten waren ausschließlich auf den künstlich bewässerten Flächen zu finden.

Waldbewirtschaftung & Biodiversität

Die bodenschonende Bewirtschaftung der Wälder in Österreich spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Biodiversität. Durch nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken und gezielten Maßnahmen wird sichergestellt, dass die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen in den Wäldern bewahrt und gefördert wird. Eine vielfältige Flora und Fauna trägt nicht nur zum gesunden Zustand der Wälder bei, sondern auch zur Resilienz gegenüber Umweltveränderungen.

Pilze sind für das Funktionieren der Ökosysteme unseres Planeten unentbehrlich

Pilze verbringen einen großen Teil ihres Lebens im Verborgenen. Sie sind Lebensgrundlage für unzählige Organismen, haben eine enorme Bedeutung im globalen Kohlenstoff- und Nährstoffkreislauf in terrestrischen Ökosystemen, steigern als Symbionten den Ertrag bei Nutzpflanzen und vieles mehr.

Erfahren sie mehr dazu in unserem Fachbeitrag von Frau Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Irmgard Greilhuber: Pilze sind für das Funktionieren der Ökosysteme unseres Planeten unentbehrlich

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Aktive Waldbewirtschaftung

Der Temperaturanstieg und die Trockenheit können sich auf das Vorkommen von Bodenpilzen auswirken. Durch eine bodenschonende Bewirtschaftung des Waldes kann die Vielfalt der Pilzarten gefördert werden. Dies hebt die Bedeutung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung in Zeiten eines sich ändernden Klimas hervor. Diese kann einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Artenvielfalt im Wald leisten.

Pilze sind für das Funktionieren der Ökosysteme unseres Planeten unentbehrlich
Biodiversität ist ein fixer Bestandteil der klimafitten Waldbewirtschaftung
Projekt BIMUWA - Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald stärken

Zum Nachlesen

Quellen

  • Johannes Leeb
  • Bodenpilze reagieren empfindlich auf den Klimawandel
    Bündner Wald: Waldbiodiversität, Jahrgang 74
    Hagedorn, F., Solly, E., Frey, B., Rixen, Ch., Hartmann, M. und Peter, M. (2021)

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