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So wächst der Wald in eine grüne Zukunft
Mit nachhaltiger Forstwirtschaft zum klimafitten Wald – zur Österreichischen Forsttagung 2025
Zur Österreichischen Forsttagung
Die Österreichische Forsttagung ist das größte jährliche Branchentreffen der heimischen Forstwirtschaft. Seit 1975 bringt sie Forstleute, Waldbesitzer:innen, Wissenschaft und Politik zusammen – organisiert vom Österreichischen Forstverein in Kooperation mit dem jeweiligen Landesforstverein. Jedes Jahr steht die Tagung unter einem anderen Schwerpunkt: Im Mittelpunkt stehen aktuelle Herausforderungen wie Klimawandel, Biodiversität, nachhaltige Waldbewirtschaftung oder technische Innovationen. Neben Vorträgen und Diskussionen gehören auch praxisnahe Exkursionen zum Programm.
Ist der klimafitte Wald ein realistisches Ziel? Die Österreichische Forsttagung 2025 in St. Pölten geht dieser Frage auf den Grund. Sie führt Fachleute aus Forstwissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft zusammen, um über die Möglichkeiten und Grenzen des Waldumbaus zu diskutieren. Denn klar ist: Die Auswirkungen der Klimakrise sind in unseren Wäldern längst angekommen. Borkenkäfer, Trockenschäden, Sturmwurf – vielerorts kämpfen Waldbesitzer:innen nicht mehr allein um den Aufbau, sondern um den Erhalt ihrer Bestände.
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Es gibt keine Blaupause
Ein zentrales Thema der Tagung ist die Frage nach der Anpassungsfähigkeit unserer Wälder. Prof. Dr. Erwin Hussendörfer von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf betont in seinem Vortrag die Bedeutung regional differenzierter Strategien: „Es gibt keine Blaupause. Jeder Standort braucht seine eigene Antwort auf die Klimakrise.“ Baumartenwahl, genetische Vielfalt, Durchforstung und Pflege – all das muss aufeinander abgestimmt sein. Nur so können resiliente Wälder entstehen, die auch in 50 oder 100 Jahren noch ihre Funktionen erfüllen.
Ein Problem dabei: Die Klimamodelle geben zwar Szenarien vor, doch die konkrete Entwicklung ist ungewiss. Welche Arten wirklich langfristig bestehen können, ist schwer vorherzusagen. Gleichzeitig dauert der Umbau Jahrzehnte. Die Entscheidungen, die heute getroffen werden, müssen weit in die Zukunft wirken. Dabei sind Fehler nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich. Der Waldumbau ist deshalb kein sicheres Rezept, sondern ein Weg mit vielen Unsicherheiten.
Viele Wege zu mehr Resilienz
Dr. Marc Olefs von GeoSphere Austria macht in seinem Vortrag deutlich, wie schnell sich das Klima bereits verändert hat. „Wir sprechen nicht mehr von einer fernen Bedrohung, sondern von einer akuten Veränderung.“ Die Sommer werden länger und trockener, die Extremereignisse nehmen zu. Daraus ergibt sich nicht nur ein Handlungsdruck, sondern auch die Notwendigkeit, Risiko zu akzeptieren. Die Forstwirtschaft muss lernen, mit Unsicherheit umzugehen.
Das bedeutet auch: Es gibt nicht „den klimafitten Wald“, sondern viele unterschiedliche Wege zu mehr Resilienz. In manchen Regionen kann das bedeuten, auf trockenheitsresistente Laubbäume zu setzen, in anderen auf Mischwälder oder naturnahe Sukzession. Auch nicht-bewirtschaftete Flächen können Teil der Strategie sein – etwa als Rückzugsorte für Arten oder zur genetischen Diversität.
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Die Forstwirtschaft als Wegbereiter
Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie viel Forstwirtschaft notwendig ist, um überhaupt einen klimaresilienten Wald aufzubauen. Die Tagung macht deutlich: Der Umbau gelingt nicht durch Nichtstun. Es braucht Expertise, aktives Management und eine langfristige Perspektive. Die Forstwirtschaft ist kein Gegner des Klimaschutzes, sondern ein Wegbereiter.
Allerdings müssen auch Zielkonflikte ehrlich benannt werden. Zwischen Holznutzung, Biodiversität, Erholungsnutzung und Klimaschutz entstehen oft Spannungsfelder. Nicht jede Entscheidung ist allen Interessen zugleich dienlich. Deshalb braucht es Dialog, Abwägung – und Zeit.
Die zahlreichen Exkursionen der Forsttagung zeigen, wie unterschiedlich diese Wege aussehen können. Im Weinzierlwald etwa hilft ein Waldbauparcours bei der Entscheidung für geeignete Baumarten. Im Biosphärenpark Wienerwald wird naturnaher Waldbau mit Artenschutz verbunden. Und auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig werden funktionale und ökologische Ansätze kombiniert.
Verpflichtung, stetig weiterzulernen
Die Botschaft der Tagung ist klar: Es braucht ein gemeinsames Verständnis dafür, dass Waldumbau ein laufender Prozess ist. Kein Projekt mit klarer Deadline, sondern eine permanente Anpassung an neue Bedingungen. Der Begriff „klimafit“ darf nicht als Ziel verstanden werden, das man irgendwann erreicht. Sondern als Verpflichtung, stetig weiterzulernen, auszuprobieren, Fehler zu korrigieren.
Vielleicht ist der klimafitte Wald am Ende kein Idealbild, sondern eine Haltung: Verantwortung zu übernehmen in einer Zeit des Wandels. Die Forsttagung 2025 liefert dafür Impulse – fachlich, politisch und gesellschaftlich. Und sie zeigt, dass Resilienz nicht nur im Wald, sondern auch im Denken beginnt.
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