Woche des Waldes: Was ist ein klimafitter Wald – und wie entsteht er in Österreichs Familienwaldbetrieben?

Juni 11, 2025 | Allgemein, Aus dem Leben, Fakten und Wissen

Der Begriff klimafitter Wald ist längst mehr als eine politische Formel – er beschreibt einen Umbauprozess, der angesichts multipler Krisen dringend notwendig ist. Die Klimakrise zeigt sich im Wald ganz konkret: Längere Trockenzeiten, Stürme, Schädlinge und Wassermangel setzen vielen Bäumen stark zu. 2024 machten beschädigte oder abgestorbene Bäume rund 55 Prozent des gesamten Holzeinschlags aus – so das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft.

Die Herausforderung betrifft die breite Fläche – und damit vor allem die 137.000 privaten Waldbesitzer:innen, die rund 80 % des österreichischen Waldes verantworten. Sie sind es, die den klimafitten Wald täglich umsetzen – oft ohne große Schlagzeilen, aber mit großer Wirkung.

 

Diversität als Systemleistung

Klimafitte Wälder basieren auf funktionaler Diversität – horizontal wie vertikal. Anstelle instabiler Reinbestände treten strukturreiche Mischwälder mit standortsangepassten Baumartenkombinationen. In tiefen Lagen gewinnen Edellaubhölzer, Tanne, Eiche oder punktuell auch trockenheitsresiliente Arten aus dem pannonisch-submediterranen Raum (z. B. Hopfenbuche, Flaumeiche) an Bedeutung. In höheren Lagen bleiben Fichte oder Lärche tragende Elemente – allerdings in durchmischten Beständen.

Die Wahl der Baumarten richtet sich nicht nur nach aktuellen Standortfaktoren, sondern zunehmend nach modellierten Klimaszenarien, Bodenkapazitäten und genetischer Adaptionsfähigkeit. Forschungsnetzwerke unterstützen dabei mit Herkunftsberatung, Versuchsanlagen und Klimarisikokarten.

 

Biodiversität und Bodenprozesse: Resilienz beginnt im Kleinen

Ein klimafitter Wald denkt in ökologischen Zusammenhängen. Zentrale Stellschrauben sind:

 

Biodiversität ist dabei nicht nur Zusatz, sondern zentrales Prinzip: Je vielfältiger ein Wald ist, desto besser kann er auf Veränderungen reagieren und Störungen abfedern – ein großer Vorteil in Zeiten eines unberechenbaren Klimas.

 

Wissen, das wächst

Wissenstransfer ist essenziell: Schulungen der Forstlichen Ausbildungsstätten (FAST), Beratungsangebote der Landwirtschaftskammern, Forschungsprogramme und Förderungen durch den Waldfonds stärken die Umsetzung vor Ort. Besonders wichtig: niederschwellige, praxisnahe Informationen für Kleinwaldbesitzer:innen.

Digitale Tools wie standortbezogene Pflanzempfehlungen, Monitoring-Plattformen und Wetterwarnsysteme helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen anzupassen.

 

Die Rolle der Familienwaldbetriebe

Der Waldumbau gelingt nicht „top-down“. Er basiert auf Verantwortung, Erfahrung und generationsübergreifendem Denken – Kernkompetenzen der österreichischen Familienwaldbetriebe. Sie tragen das Risiko, setzen um, bewerten nach, justieren. Die Vielzahl individueller Entscheidungen auf einzelbetrieblicher Ebene ergibt in Summe eine nationale Anpassungsleistung.

 

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